Rezension

Eine bezaubernde Liebesgeschichte vor atemberaubender historischer Kulisse

Feuer und Stein. Sonderausgabe - Diana Gabaldon

Feuer und Stein
von Diana Gabaldon

Nachdem sie durch den zweiten Weltkrieg jahrelang getrennt gewesen waren, wollen Claire Randall und ihr Mann Frank, ein Professor, ihrer Ehe neuen Aufschwung geben, indem sie ihren Urlaub an dem Ort verbringen, an dem sie auch ihre Hochzeitsreise verbracht haben – im schottischen Hochland. Während Frank sich auf die Spuren eines Vorfahren begibt, vertreibt Claire sich die Zeit damit, Pflanzen zu sammeln und stößt bei dem Besuch eines Steinkreises auf eine Pflanze, die sie noch nie gesehen hat. Als sie später allein zu dem Steinkreis zurückkehrt, um die Pflanze genauer zu betrachten, berührt sie einen der Steine – und ist plötzlich von Kriegsgeschrei umgeben, nachdem sie ein gewaltiger Sog in das Schottland des 18. Jahrhunderts katapultiert hat, wie sie wenig später erschreckt feststellen muss, als sie zuerst dem Vorfahren ihres Ehemanns gegenübersteht und diesem nur knapp mit Hilfe eines Schotten entkommen kann, der dem Mackenzie-Clan angehört und sie an dessen Oberhaupt ausliefert, weil sie für eine englische Spionin gehalten wird. Claire wird hineingezogen in den Kampf der schottischen Clans gegen die englische Besatzung, skeptisch beäugt von den Schotten, unter denen sie sich wiederfindet, wegen ihrer Heilkünste und ihres englischen Akzents, und kreuzt dabei immer wieder den Weg des jungen Jamie, der es ihr plötzlich schwer macht, zwischen Vergangenheit und Zukunft zu wählen.

Mein Häscher, ein wortkarger Bursche, hatte auf all meine Fragen, Forderungen und beißenden Kommentare mit einem schottischen Allzwecklaut geantwortet, der sich phonetisch am besten mit »Mmmpf« wiedergeben läßt. Hätte ich Zweifel an seiner Nationalität gehabt, dieser Laut hätte genügt, sie zu zerstreuen.

Lange, lange Zeit habe ich mich gegen den Hype dieses Buches gewehrt, bis dieser schon fast abgeflaut ist – nur um jetzt neu zu entflammen, seit feststeht, dass Outlander, wie der erste Teil im Original heißt, als Serie verfilmt wird und da ich solche historischen Filme und Serien ja sehr mag und mir auch schon von Freunden immer wieder von dem Protagonisten Jamie vorgeschwärmt wurde, griff ich spontan nach einer Leseflaute doch nach diesem Buch und habe es, trotz einiger kleiner Schwächen, nicht bereut.

Nachdem man die ziemlich lange Einleitung überbrückt hat, wird man mit Claire direkt in das Schottland des 18. Jahrhunderts versetzt und den Zauber der malerischen Gegend mit ihren rauen Bewohnern hat Gabaldon gekonnt eingefangen, so dass man sich mitten im Lesen selbst dorthin wünscht, auch wenn die Highlands immer wieder von Kämpfern zwischen den Schotten und den Rotröcken geprägt sind und es etwas rau zugeht. Schonungslos zeigt Gabaldon auch die harten Seiten des Lebens zu dieser Zeit – die Verletzungen und Krankheiten, denen man damals ohne Impfung und Antibiotika trotzen musste, was auch Claire schnell lernen muss, die Vorsicht auf Reisen, um keinem Engländer zu begegnen, und vieles mehr. Doch all das ist eingebettet in eine Liebesgeschichte, hinter der der historische Hintergrund ziemlich weit zurücktreten muss.

Diese spielt sich ab zwischen Claire, die während des Krieges im Lazarett gearbeitet und dort einige derbe Bemerkungen und Flüche aufgeschnappt hat, die sie den Schotten gleich beim Behandeln von Jamies Wunde an den Kopf schmeißt und sie damit ziemlich verblüfft, und dem rothaarigen Jamie, ganz ein Krieger des Clans trotz seines recht jungen Alters und jemand, der Claires Eindruck von den grummeligen Schoten bestätigt, doch dahinter kommt ein sensibler, sanfter Mann zum Vorschein, der Claire nicht nur wahre Leidenschaft zeigt, sondern sich auch bald in ihr Herz stiehlt und sie ihre Fluchtpläne fast vergessen lässt. Während man sich in Jamie wirklich verlieben könnte, auch wenn er vielleicht unrealistische Erwartungen an Männer weckt – :D – finde ich Claire manchmal schwer zu fassen, obwohl das Buch sogar aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt wird. Allgemein schildert sie viel, jedoch nur selten ihre Gefühle. Auch die Tatsache, dass ihre Fluchtgedanken immer nur ab und an mal wieder auftauchen, genau wie die Gedanken an Frank, und wie schnell sie sich mit diesem neuen Leben anfreundet und kaum zurückdenkt, wirkt sehr komisch, da sie eigentlich nicht sehr unzufrieden in ihrer Ehe beziehungsweise ihrem Leben wirkte.   

Ob das der Übersetzung zu Schulde zu kommen ist oder nicht, nervt die Ansprache der Männer für Claire – Mädel – , und auch sonst ist die Sprache manchmal sehr neuzeitlich gehalten, auch die der Leute, in deren Jahrhundert Claire sich auf einmal wiederfindet. Auch hat Gabaldon die Eigenart, längere Erzählungen der Charaktere mit wörtlicher Rede beginnen und dann weiter von Claire zusammenfassen zu lassen, was mich doch ein wenig gestört hat.

Über diese kleinen Makel und dass die Geschichte teils recht kitschig ist, kann man jedoch hinwegsehen, denn Feuer und Stein vermag einen richtig zu fesseln und man wird wie Claire im Steinkreis von einem Sog erfasst und nicht eher daraus entlassen, bis man das Buch regelrecht verschlungen hat. Mehr eine Liebesgeschichte vor der rauen Kulisse des schottischen Hochlands, in der der historische Hintergrund nur eine hübsche Deko ist, aber ein schönes Lesevergnügen.