Rezension

Eine explosive Mischung

Zündstoff - Gea Nicolaisen

Zündstoff
von Gea Nicolaisen

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich ist Schleswig ein eher beschauliches Städtchen in Norddeutschland. Als Lucie nach ihrem Architekturstudium eine Stelle dort bekommt, ist sie eigentlich froh der Hektik der Großstadt entfliehen zu können. Schnell findet sie Anschluss, wobei sie sich besonders gut mit der gleichaltrigen Fenja versteht, mit der sie gemeinsam den Gitarrenunterricht besucht. Doch Lucies ländliches Idyll wird jäh zerstört als Fenja von einer Autobahnbrücke springt und so zu Tode kommt. Bei der Beerdigung der jungen Frau kommt Lucie wirklich an ihre Grenzen. Und dann soll sie auch noch das Tagebuch der Toten deren Ex-Freund Ragnar übergeben. 

 

Kann es bei Fenjas Tod wirklich mit rechten Dingen zugegangen sein. Eine Logik hätte es, denn obwohl schon ewig getrennt, war Fenja immer noch von Ragnar besessen. Und wenn dieser nun eindeutig klargemacht hätte, dass da nichts mehr zu wollen ist? Und welche Rolle spielt Fenjas alter Klassenkamerad und bester Kumpel Malte? Er mag nicht an einen Selbstmord glauben und er sieht die Schuld bei Ragnar. Diesen wiederum scheint Fenjas Tod und auch der Gedanke an ein Tagebuch recht kalt zu lassen. Als es dann auch noch eine Bombendrohung gibt, beginnt Lucie tatsächlich mehr hinter den Vorgängen zu vermuten. Da kommt ihr Maltes Angebot, ihr bei ihren Nachforschungen zu helfen, gerade recht.

 

Manchmal meint man, in einer Kleinstadt könnte es keine Verbrechen geben, die Bewohner seien eher ehrlich und so ruhig und gesittet wie es dort zugehen muss, so können Verbrechen dort keinen Platz haben. Doch mitunter brodelt es unter der idyllischen Oberfläche und anhand eines wenigstens öffentlich geklärten, aber doch eigenartigen Todesfalls, kommt so einiges zutage, was man vielleicht gar nicht wissen wollte. Genau mit dieser Thematik spielt die Autorin sehr geschickt. Der Blick hinter die Fassade, öffnet Lucie die Augen, dass es mit der Idylle nicht immer so weit her ist. In ihrer Trauer um die Freundin versucht sie einen Sinn zu finden, eine Erklärung. Aus Lucies Sicht geschildert, sucht der Leser mit ihr, verdächtigt oder befreit von dem Verdacht, immer misstrauischer werdend, immer ängstlicher werdend. In wem könnte Fenja so starke Gefühle ausgelöst haben, dass es zu einem Mord kam. Lucie lässt nicht locker und gemeinsam mit Malte und Ragnar deckt sie einige Geheimnisse auf, ohne allerdings auf die Lösung des Rätsels zu kommen. Und so kann es dem Leser auch gehen, misstrauisch gegen jeden, möchte er Lucie verteidigen und kennt den wahren Feind nicht.

 

Ein Krimi, mit dem den Lesers ein schönes norddeutsches Städtchen vorgestellt und sympathisch gemacht wird und mit einem Fall, der nach und nach immer mehr fesselt.