Rezension

Eine ganz besondere Rose - packende Romanbiographie der Ehefrau von Antoine de Saint-Exupéry

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels -

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
von Sophie Villard

Bewertet mit 4 Sternen

Wer kennt ihn nicht Antoine de Saint-Exupéry, den Verfasser der weltberühmten Geschichte vom Kleinen Prinzen? 

„Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ erzählt von Consuelo, der Frau an der Seite des berühmten Autors. Die junge Witwe lernt den Autor Anfang der Dreißigerjahre auf einer Party kennen. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch die Beziehung verläuft trotz der großen Gefühle der beiden füreinander nicht immer harmonisch und glücklich, häufig muss Consuelo Verletzungen ertragen. Antoine lässt sich nicht so leicht „zähmen“ wie der Fuchs des  kleinen Prinzen. Als der zweite Weltkrieg ausbricht, wird es noch schwieriger, denn Antoine möchte aktiv seinen Beitrag leisten, um die Deutschen zu besiegen. Er trifft einen folgenschweren Entschluss.

 

Autorin Sophie Villard schreibt verständlich, angenehm und flüssig. Sie schildert teilweise chronologisch, wie sich die Beziehung von Antoine und Consuelo entwickelt. Immer wieder werden aber auch Kapitel eingeschoben, die vom Aufenthalt des Paares 1942 auf Long Island und der Entstehung des Kleinen Prinzen erzählen. Nach und nach erfahren die Leser die ganze Geschichte und können so diese Abschnitte „außer der Reihe“ immer besser einordnen.
Sehr gelungen finde ich die Gestaltung des Buches, das Cover mit Bildern aus Paris und der Rückenansicht einer Frau spricht mich an. Regelmäßig sind zwischen den Kapiteln wunderschöne und wichtige Zitate aus dem Werk des Autors abgedruckt, die auch einen Bezug zur Handlung haben und zum Nachdenken anregen.

 

Consuelo ist eine faszinierende Frau. Sie stammt aus El Salvador ist gebildet, klug, stark, temperamentvoll und selbstbewusst. Bei vielen Mitmenscheb ist die charmante Malerin aufgrund ihres einnehmenden Wesens beliebt. Sie lässt sich aber von Antoine verunsichern, dem sie unbedingt gefallen möchte, an dem sie mehr hängt als gut für sie ist. Er verletzt sie oft, Antoine ist ein leidenschaftlicher Mann, ein talentierter Künstler, im echten Leben scheint er sich allerdings nicht leicht zurecht zu finden. Consuelo nennt ihren Tonio einen Mann, „der in seiner Gedankenwelt immer noch im Garten des Schlosses seiner Kindheit auf Apfelbäume kletterte und auf der Wiese lag. Der für die Welt der Erwachsenen so wenig geschaffen war und sich deshalb immer so sehr in ihr verirrte.“ In Antoine „steckt“ mehr vom Kleinen Prinzen als ich vermutet habe. Auch wenn Antoine kein durchweg positiver Held ist, sich oft selbstbezogen und rücksichtslos verhält, war es  für mich sehr erhellend, diesen Mann aus einer anderen Perspektive kennenzulernen und zu erfahren, was ihn bewegte, den Kleinen Prinz zu verfassen. Dass auch historische Persönlichkeiten wie Marc Chagall Auftritte haben, gefiel mir ebenso. 

 

Das Leben von Madame Exupéry ist kein einfaches, unstet sind die Zeiten, ihr rast- und ruheloser Ehemann macht es ihr in ihrer Ehe zusätzlich schwer. Consuelo zieht es in kurzer Zeit von einem Ort zum anderen, sei es Paris, Casablanca oder New York. Wenn Consuelo gerade Fuß fasst, sich wohlzufühlen beginnt, heißt es für sie Weiterziehen. Auf ihren Mann, den sie so sehr liebt, kann sie sich nicht verlassen. Er ist ihr weder treu, noch steht er ihr in schwierigen Zeiten zur Seite. Das Leben mit Antoine de Sainte- Exupéry war eine große Herausforderung, das wird in diesem Roman sehr deutlich dargestellt.  
Sophie Villard hat eine fesselnde, interessante und sehr lesenswerte Romanbiographie einer beeindruckenden Frau verfasst. Sie erzählt von einer komplizierten Beziehung zweier Menschen, die nicht mit und nicht ohne einander können. Besonders fasziniert hat mich dabei, welche große Rolle die Geschichte des Kleinen Prinzen spielt, die ich persönlich sehr mag und die mich nachhaltig beeindruckt hat. Ein Buch für alle, die den Kleinen Prinzen, gut gemachte historische Romane und tragische, außergewöhnliche Liebesgeschichten schätzen und für die eine Rose einzigartig ist.