Rezension

Eine gelungene Fortsetzung mit jeder Menge (überraschenden) Erkenntnissen

Die Jäger des Lichts - Andrew Fukuda

Die Jäger des Lichts
von Andrew Fukuda

Zitat:
„Als er kurz vor Sonnenaufgang nach draußen rannte, dachte ich, er liefe in seinen Tod, um mich zu retten. Während er aber nur seiner Freiheit entgegenlief und mich tötete.“
(S.13)

„Niemand spricht das Wort Jäger laut aus, doch die Angst, die es auslöst, zeichnet sich in tiefen Falten in unseren Gesichtern ab, in unseren Blicken, die nervös über das Land schweifen, in unseren angespannten Rücken, die sich in dieser Nacht nicht zum Schlafen hinlegen werden.“
(S.43)

„Es gibt nichts mehr zu sagen. Der schneidende Wind peitscht das aufgewühlte Wasser in unsere Gesichter. Den Blick starr nach vorn gerichtet fragen wir uns, was uns erwartet.“
(S.74)

Inhalt:
Die Flucht scheint gelungen zu sein. Der Fluss bietet der Gruppe um Gene und Sissy vorerst Sicherheit. Doch haben die Jäger tatsächlich schon aufgegeben? 
Die Jäger sind ihnen dicht auf den Fersen, nur ausgebremst vom Sonnenlicht und dem Wasser. Mit einem Trick bringen die Jäger die Entkommenen in arge Bedrängnis. Doch das Glück scheint Gene und den anderen der Gruppe gewogen zu sein. Und plötzlich sehen sie sich einem anderen Leben gegenüber. Der vermeintliche Überfluss an allem Luxus überwältigt sie schier. Dennoch haben Sissy und Gene ihre Zweifel. Und Argwohn scheint definitiv nicht fehl am Platze…

Meinung:
Obwohl der erste Teil der Serie, „Die Jäger der Nacht“, mit einem völlig befriedigenden Ende daherkam, fieberte ich förmlich schon dem zweiten Teil entgegen. Zu sehr war ich von der Idee des Autors gepackt und neugierig gemacht worden. Zum Glück durfte ich „Die Jäger des Lichts“ tatsächlich bald in den Händen halten. Keine Frage, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Und so schlug ich das Buch mit vor Neugier zitternden Händen auf…

Bereits die ersten Seiten ließen mich wieder in die Geschichte hineintauchen. Sofort war ich an der Seite von Gene, Sissy und Co. und erlebte ihre Flucht hautnah. Der Autor schließt lückenlos an den ersten Teil an und vergeudet keine Zeit mit Rückblicken jeglicher Art. Und so wurde ich direkt mit enormem Tempo in die Geschichte geworfen, was mir auch zweifelsohne richtig gefiel.

Natürlich hatte ich mir innerlich schon zurechtgelegt, wie die Story weitergehen könnte. Zumindest hatte ich mich auf meine gedankliche Richtung festgelegt. Doch weit gefehlt! Andrew Fukuda ist ein wahrer Meister seines Handwerks. Mit einfachen Stilmitteln gelingt es ihm, mich zu verblüffen, trotz einiger Vorhersehbarkeit zum Erstaunen zu bringen und dann immer noch etwas hinzuzufügen, das mich dann gänzlich umhaut. Ich kann das Gefühl beim Lesen der Geschichte kaum beschreiben…So oft ich auch versucht habe, das Buch zur Seite zu legen, immer wieder kam es wie an Gummiseilen befestigt zu mir zurück und ich musste lesen, lesen, lesen. 

Mit seinem in Gegenwartsform aus der Ich-Perspektive von Gene geschriebenen Plot trieb mich Andrew Fukuda förmlich durch die Seiten. Das Buch schien mit meinen Händen förmlich zu verwachsen. In scheinbarer Sicherheit für Gene und seine Gruppe schwelt immer dieser kurz vor der Zündung stehende explosive Funke von Seite zu Seite mit. Ich wusste, dass irgendetwas passieren wird. Nur der Zeitpunkt war nicht genau definiert. Und von wem die Gefahr ausgeht, bleibt auch trotz Andeutungen lange im Unklaren, so dass es irgendwann kein Halten mehr für mich gab und die Buchzeilen förmlich vor meinen Augen verschwammen. So tief hat es mich in diese Geschichte gezogen, dass ich ein Puzzleteil von ihr geworden bin, immer an der Seite der Charaktere, jede noch so unwichtig erscheinende Entscheidung miterlebend und im Endeffekt atemlos durch die Seiten rauschte.

Gene entwickelt sich in diesem zweiten Teil stetig. Unterwirft er sich mehr oder weniger zu Beginn der Flucht, kann er seinem Schicksal dennoch nicht entfliehen und muss seiner Führungsrolle gerecht werden. Doch dafür muss er auch Kompromisse eingehen. Und hierbei geht er wirklich geschickt vor. Aber nun wird er immer mehr mit seinen Gefühlen, die er bisher immer verbergen und kontrollieren musste, konfrontiert. Auch die heftigen Gewissensbisse im Hinblick auf Ashley June, die immerhin ihr Leben für ihn geben wollte, plagen ihn ständig. Werfen ihn diese Gefühle in ihrer Gesamtheit aus der Bahn? Selbst Gene zweifelt, ob er seinen Weg weitergehen kann. Er erinnert sich immer mehr an die Worte des Forschers, seines Vaters. Und das macht ihn stark, er erkennt Zusammenhänge und zieht Schlüsse. Ist es denn wirklich so offensichtlich, was der Forscher hinterlassen hat? Gene sucht die Lösung des Rätsels, die direkt vor seinen Augen sein muss…

Mein Herz im Sturm erobert hat eindeutig Sissy. Sie ist weiterhin dieser taffe und starke Charakter. Doch nun ließ sie mich oftmals tiefer in ihr Herz blicken, ich konnte Emotionen mit ihr erleben und fühlte mich ständig zu ihr hingezogen. Nicht immer kann sie Gefahren verhindern oder schmälern und gerät dabei selbst in Bedrängnis. Am liebsten wäre ich zwischen die Seiten gesprungen, um sie zu beschützen. Aber Sissy hat definitiv nichts von ihrer Stärke eingebüßt. Meine Hilfe hätte sie gar nicht nötig.

Wiederum ist es Andrew Fukuda gelungen, mich bedingungslos in seine Welt zu ziehen. Trotz scheinbar entstehender Längen konnte er mich mit einem einfachen und auf den Punkt gebrachten Schreibstil begeistern. Überzeichnungen und detailreiche Beschreibungen sind eindeutig nicht die Handschrift des Autors. Mit einprägsamen, mitunter angedeuteten Beschreibungen, bewirkt er in seinem Plot ein Vielfaches dessen, was mit ausufernden Darstellungen zu mir durchgedrungen wäre. Einfach nur klasse! Davon würde ich gern mehr lesen.

Das Ende der Geschichte gestaltet Herr Fukuda fulminant, lässt mich dabei mit einer Erkenntnis zurück, die einerseits absolut befriedigend wirkt, andererseits meine Leseneugier geradezu anheizt. Ich will sofort den dritten Teil lesen!

Urteil:
Mit „Die Jäger des Lichts“ konnte mich Andrew Fukuda ein weiteres Mal begeistern. Der einprägsame Schreibstil in Verbindung mit hervorstechenden Charakteren bescherte mir begeisterte Lesestunden. Diesem herausragenden Lesevergnügen kann ich an dieser Stelle eindeutig nur klare 5 Bücher vergeben!

Für alle Leser, die sich trotz vermeintlicher Vorhersehbarkeit überraschen lassen können, ausweglose Situationen vertragen können, bestimmte Handlungen kompromisslos akzeptieren und sich von einem grandiosen Schreibstil einfach nur tragen lassen können.

Die Serie:
1. Die Jäger der Nacht
2. Die Jäger des Lichts
3. Originaltitel: The Trap

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