Rezension

Eine Geschichte der besonderen Art

Die Sternennacht - Jimmy Liao

Die Sternennacht
von Jimmy Liao

Inhalt:
Ein einsames kleines Mädchen verliert sich in ihrer Fantasie. Die Eltern sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, der geliebte Großvater wohnt auf dem Land weit weg. In der Schule wird sie gemobbt und bedroht, zu Hause hört das Mädchen ständig die Eltern streiten. Doch in ihrer eigenen Welt gibt es riesige Elefanten, große Katzen und Monster, die sie beschützen. Zum Zeitvertreib beobachtet das Mädchen die Nachbarin durch das Fenster. Sie ist froh, dass dort endlich Mieter eingezogen sind, denn so ist die alte Frau wenigstens nicht mehr alleine. Und dann liegt dort plötzlich ein Junge auf dem Dach. Mitten im Schnee und schaut in den Himmel.
Auf den ersten Blick scheint der Jungen ebenso einsam zu sein wie das Mädchen. In der Schule ist er der Neue. Auch er wird von den Mitschülern geärgert. Wenn es regnet geht er ohne Schirm, als hätte der Regen nichts mit ihm zu tun. Er scheint auch einsam, doch er scheint keine Angst zu haben. Er scheint angekommen zu sein.
Das Mädchen sucht die Nähe des Jungen. Sie reden nicht viel und doch sind sie sich sehr nahe. Bald schon sind beide zusammen einsam und bald schon beschließen sie auszubrechen. Sie ziehen in ein Abenteuer und erleben die Freiheit und die Schönheit, nach denen sich ihr Herz im Stillen gesehnt hat.

Zeichenstil:
Um einen ungefähren Eindruck von Jimmy Liaos Zeichenstil zu gewinnen, muss man nur einen Blick auf das Cover werfen. Teilweise durch starke Farben aber auch durch das Hervorheben bestimmter Bildteile weckt der Zeichner das Interesse des Betrachters. Immer wieder lässt er fantastische und/oder surreale Elemente einfließen und wirft damit ein Schlaglicht auf das Seelenleben seiner Protagonistin.
Als Beispiel sei hier ein Bild genannt, in dem das Mädchen traurig ist. Grüne Ranken durchziehen das Bild. Das Mädchen steht in dem dahinterliegenden rosafarbenen Haus mit grünen Punkten und schaut durch das Fenster. Dieses Bild vermittelt Einsamkeit und Traurigkeit alleine durch den Gesichtsausdruck des Mädchens und durch die Ranken, die alles für sich einnehmen und dennoch entsteht dank des farbigen Hauses keine erdrückende Atmosphäre. Beim Betrachten wird klar, dass es die Fantasie des Mädchens ist, die ihre Seele vor dem Schmerz rettet.
Jimmy Liao gelingt es also alleine durch seine Zeichnungen eine starke Aussage zu erschaffen. Die kräftigen Farben aber auch das DIN-A4-Format des Buches verstärken die Wirkung der Bilder auf den Betrachter.
Die Sternennacht kommt mit wenig Worten aus. Ein Satz am Ende der Seite erzählt einen Teil der Geschichte. Einige Seiten kommen auch ganz ohne Text aus. Gerade diese Seiten sind es, die aufgrund der fehlenden Worte ganz besonders intensiv wirken. Zum Ende hin erwartet den Leser eine kleine optische Überraschung.
Die Botschaft dieses Buches lautet: Wo es Schatten gibt, da gibt es Licht. - Auch in der Einsamkeit soll man die Sehnsucht nicht verlieren. Diese Aussage unterstreicht der Autor/Zeichner in seinem Werk.

Fazit:
Die Sternennacht ist eine Geschichte über ein einsames Mädchen mit viel Fantasie. Die farbenfrohen und aussagekräftigen Bilder enthalten einige fantasiereiche/surreale Elemente, die die Botschaft des Buches „in der Einsamkeit soll man die Sehnsucht nicht verlieren“ zusätzlich unterstreichen.
Die Geschichte kommt Dank des Talents des Zeichners ohne viele Worte aus. Jimmy Liao nimmt den Leser in „Die Sternennacht“ mit in das Leben eines einsamen, aber sehr fantasievollen Mädchens. Durch seine Bilder weckt er Gefühle und Emotionen. Die Bilder wollen gedeutet werden, die Geschichten hinter den Illustrationen, wollen von den Rezipient/innen auserzählt werden. Auch dort, wo das Buch wortkarg bleibt, ist es daher wirklich gut. Arrangement und Auswahl der Bilder regen die Phantasie an.
Dieses Bilderbuch ist nicht nur für jüngere Leser, sondern auch für Erwachsene geeignet. Eine Reise, die man erlebt haben sollte.