Rezension

Eine Geschichte, wie ich sie mag, reinlesen und nicht wieder aufhören können

Vom Ende der Einsamkeit - Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit
von Benedict Wells

Bewertet mit 5 Sternen

Einer meiner Freundinnen lieh mir von Benedict Wells „Vom Ende der Einsamkeit“. Es ist lange her, dass ich bereits nach wenigen Zeilen in ein Buch regelrecht verliebt war. Verliebt in den Schreibstil, in seine Protagonisten, die Aussagekraft, die Magie. Genauso hat es mich traurig gestimmt, hoffnungsvoll, dankbar. Und nein, ich habe bisher nichts vom Autor gelesen oder über ihn. Manche machen das ja, bevor sie ein Buch in die Hand nehmen, aber ich wollte unvoreingenommen sein, mir nicht mein Lesevergnügen nehmen lassen. Denn ich kenne mich, genau so wäre es gekommen, ich hätte mich beeinflussen lassen.

So dicht liegen in dieser Geschichte Freud und Leid zusammen, dass es einem den Atem raubt. Es lässt einen nachdenken darüber, was wirklich wichtig ist. Für sich selbst, für die Familie, für die Freundschaften, die man hat. Da sind diese drei Geschwister, die glauben, in einer glücklichen Familie aufzuwachsen, keine wesentlichen Probleme zu haben. Urlaub bei der Großmutter in Frankreich, den einen Bruder muss man nicht leiden, einer ist wagemutig, die Schwester bereit auszubrechen. Rituale in der Familie geben Halt und Stabilität, Geheimnisse wecken die Neugier.

Das unfassbare geschieht, ein Unfall zwingt sie alle ins Heim. Die Tante kann sie nicht alle aufnehmen, und so werden sie in eine ihnen völlig fremde Welt katapultiert. Der jüngste, Jules, wird von seinen Geschwistern räumlich getrennt, was bei ihm zu einer kompletten Wesensveränderung führt. Erst die Eltern verlieren, dann noch den direkten Kontakt zu Bruder und Schwester, das ist zu viel. Die Schwester, Liz, probiert sich aus, wo es nur geht und Bruder Marty scheint von allen und allem sehr weit weg zu sein. Nur seine Jugendliebe Alva scheint ihm Trost zu spenden, zumindest eine Zeit lang.

Aber kaum dem Kindes- und Jugendalter entwachsen, bricht alles auseinander, nichts scheint mehr zu passen, Liz verliert sich selbst und merkt es nicht, Jules verliert Alva und will das nicht wahr haben, nur Marty findet seine Bestimmung und kann zum ersten Mal seinen Geschwistern beistehen.

In Rückblenden erzählt der Autor vom schweren wie auch leichtem Leben der Geschwister, kaum ist es einmal positiv, kommt gleich der nächste Rückschlag. Das aber immer mit diesem gewissen, da gibt es doch etwas, was Mut macht, Gedanken. Und gerade deswegen kann und will ich dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen.