Rezension

Eine Jugendsünde der Autorin?

Der Engelsbaum - Lucinda Riley

Der Engelsbaum
von Lucinda Riley

Bewertet mit 2 Sternen

Anfangs ist es höchst verwirrend. Greta hat seit 23 Jahren ihr Gedächtnis verloren. Ihre umfangreiche Familie versucht, ihr zu helfen und die muss man erstmal sortiert bekommen. Dann erinnert sie sich wieder.

1945 in London. Die 18jährige Greta schlägt sich als Showgirl durchs Leben, bis eine ungewollte Schwangerschaft ihrer Karriere ein Ende setzt.
Damit fängt das Drama an. Auf der Suche nach einem Platz im Leben für sich und ihre Tochter heiratet sie einen wesentlich älteren Mann, später verliebt sie sich in ihren verheirateten Chef und als diese Affäre sie ihren Job kostet, ist zum Glück das Töchterlein alt genug, um eine Filmkarriere zu beginnen. Ab da mutiert Greta zur ehrgeizigen Übermutter. Da das langweilig ist, kann man jetzt Cheskas Leben verfolgen, die seit sie 4 Jahre alt ist Filme dreht…

An dieser Stelle stellt der Leser benebelt fest, dass bis dahin wirklich viel passiert ist, man aber noch das halbe Buch vor sich hat. Fast meint man, die Autorin hätte sich nicht entscheiden können, welche Geschichte sie denn nun erzählen möchte.
Und obwohl es allerhöchst dramatisch zugeht, habe ich mich zu großen Teilen gelangweilt. Alle Protagonisten sind attraktiv, smart und gesichtslos. Man plaudert höflichst in jeder Situation. Trifft man sich, wird zunächst die Aussicht bewundert, das Wetter diskutiert und eine schöne Flasche Champagner bestellt. Dann tauscht man die Neuigkeiten aus, die der Leser allerdings schon kennt. Smalltalk - seitenlang. Zum Glück kann man diese Passagen sehr gut querlesen.
Dann, man hat es fast geahnt, treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander durch maximale Eskalationen. Dazwischen plaudert man ein wenig und reflektiert das Geschehen gründlich. Es fließt reichlich Tee, schließlich sind wir in England.

Lucinda Riley hat dieses Werk 1995 verfasst, was jetzt im neuen Gewand daher kommt und uns deutlich vor Augen führt, dass Altes nicht immer gut ist. Nehmen wir es hin als Jugendsünde der Autorin.