Rezension

Eine junge Frau geht ihren Weg

Das Strandbad am Wolzensee -

Das Strandbad am Wolzensee
von Britta Orlowski

Bewertet mit 5 Sternen

„...Warum nutzen wir nicht das, was wir haben und bauen ein kleines Familienunternehmen auf?...“

 

Diese Frage stellt Luisa von Rochlitz ihrer Familie. Alles, was ihnen geblieben ist, ist ein Haus und ein Grundstück am Wolzensee auf dem Gebiet der DDR. Dort möchte Luisa ein Strandbad errichten. Ihre Schwiegermutter freut sich über die Initiative. Ihre Mutter und ihre Schwägerin winken ab.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Sie zeigt, wie Aufbruch trotz mancher Widerstände in den 50er Jahren möglich war.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er bringt die Zeitverhältnisse gut rüber.

Ellinor wartet noch immer auf ihren Mann Julius. Sie träumt von einem Hotel. Das Problem ist, dass Julius der Erbe der Familie ist. Ihm gehören Haus und Grundstück. Das schmiert Ellinor Luisa gern aufs Butterbrot.

Doch Luisa will nicht länger warten. Sie will ihr Leben endlich selbst in die Hand nehmen. Auf ihren Mann Hajo kann sie nicht hoffen. Der ist physisch versehrt und psychisch gebrochen aus dem Krieg zurückgekehrt.

 

„...Offenbar war ihm sein Äußeres nicht mehr wichtig. Nichts war ihm mehr wichtig...“

 

Kurzerhand stellt Luisa einen Antrag, ein Strandbad eröffnen zu dürfen. Von der ersten Ablehnung lässt sie sich nicht entmutigen. Sie lässt sich etwas einfallen und bekommt die Zusage. Kurze Zeit zuvor hatte Paul bei ihr nach Arbeit nachgefragt. Er erweist sich als geschickter Handwerker und setzt viele von Luisas Ideen in die Praxis um. Von Vorteil ist, dass Luisa in der DDR nicht mehr die Zustimmung ihres Mannes für ihr Handeln braucht. Eines muss man dem aber zugute halten. Er hat zwar innerlich mit seinem Leben abgeschlossen, steht aber im Ernstfall auf Luisas Seite.

Dann kehrt Julius zurück. Plötzlich bekommt Ellinor Oberwasser. Sei sorgt regelmäßig für trübe Stimmung. Paul will Luisa aufrichten:

 

„...Wenn Wege nicht weiterführen, such dir neue...“

 

Die aber hat viel Kraft und Energie in ihr Projekt investiert. Und das soll nun alles umsonst gewesen sein? Noch aber ist nicht das letzte Wort gesprochen.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt, wie unterschiedlich die Menschen auf die neuen Anforderungen reagieren und was mit Mut und Ideenreichtum gelingen konnte..