Rezension

Eine literarische Entdeckung

Wo Licht ist - Sarah Moss

Wo Licht ist
von Sarah Moss

Ein Buch, das mich vollends überzeugt hat, und welches sicherlich noch lange in mir nachklingen wird.

***Inhalt***

Dies ist die Geschichte von Ally, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien als eine der ersten Frauen überhaupt Medizin studiert. Doch es ist auch die Geschichte ihrer Familie, vor allen Dingen ihrer Eltern.

***Meine ausführlichere Meinung***

Diese Geschichte beginnt mit der Hochzeit von Allys Eltern: Elizabeth und Alfred. So erlebt man Allys Entwicklung  von Baby zur Studentin bzw. Absolventin, es gibt immer größere Zeitsprünge in der Handlung.

Fasziniert und begeistert bin ich von der Art und Weise, wie die Autorin es schafft, Charaktere und deren komplexen Beziehungsgeflichte sowie Handlungsmotive darzustellen. Allen voran Allys Mutter Elizabeth, die sich stark für andere einsetzt und mit harter Hand ihre beiden Töchter erzieht, bei der man aber trotz ihres bewundernswerten sozialen Engagement die Wärme und Liebe vermisst. Es ist geradezu schockierend, zu welchen Erziehungsmethoden sie greift. Doch auch Allys Vater, ein Künstler, der die Familie als Innendekorateur ernährt, ist sehr gelungen. Ebenso wie Allys Schwester May, Tante Mary und eigentlich alle Figuren in diesem Roman.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist das man die Geschehnisse zur damaligen Zeit quasi hautnah miterlebt und ich so meinen Bildungshorizont erweitern konnte. So wusste ich zum Beispiel nicht, dass man jede Frau als mutmaßliche Prostituierte damals verhaften und einer grausamen Zwangsuntersuchung, die viele verstört zurückgelassen hat, unterziehen konnte. Doch auch zu sehen, wie hart es für Frauen damals war, für ihre Rechte zu kämpfen, und wie sie oft als Menschen zweiter Klasse bzw. den Männern eindeutig unterlegene (da kleinere Gehirne) Besitztümer, mit denen man mehr oder weniger machen konnte, was man wollte, behandelt worden, hat mich sehr berührt. Davon, wie Pionierinnen wie Ally, die es tatsächlich wagten, zu studieren und Ärztinnen zu werden, behandelt wurden mal ganz zu schweigen.

Ebenfalls erwähnen möchte ich den künstlerischen Aspekt, da zu Beginn eines jeden Kapitels ein Kunstwerk (meist von Allys Vater Alfred) bis ins Detail beschrieben wird, welches oft etwas von der Handlung vorwegnimmt. Diese Beschreibungen sind so detailliert und stimmig, überhaupt nicht langweilig, und haben so einiges zum Lesevergnügen beigetragen. Ebenso die klare und beeindruckende Sprache.

***Fazit***

Für mich ist dieses Buch eine wahre Entdeckung und ich kann es voll und ganz empfehlen! Wer an intelligenten Romanen mit überzeugendem historischen Einschlag, realistischen und genial gezeichneten Figuren und kraftvoller Sprache Freude hat, sollte sich "Wo Licht ist" keinesfalls entgehen lassen.