Rezension

Eine nachdenkliche Geschichte

Kosakenberg -

Kosakenberg
von Sabine Rennefanz

Bewertet mit 4 Sternen

          Mit dem Cover hatte mich der Verlag sofort. Ich finde die Eierschachtel entzückend und die sanften Erdfarben von Schutzumschlag und Bucheinband passen genial dazu.

1997 verläßt Kathleen wie die meisten ihrer Klassenkamerad*innen nach dem Abitur ihr Heimatdorf Kosakenberg in Brandenburg, um in einer westdeutschen Stadt zu studieren. Zurück bleiben ihre Eltern und ihre Großmutter in einem baufälligen Haus mit Plumpsklo. Kathleens beruflicher Weg führt sie nach London, wo sie als Grafikdesignerin erfolgreich ist und ein hippes Leben führt. Ihre Schwester hat es gar nach Australien verschlagen.

Wir begleiten Kathleen lesend bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr. Strukturiert wird die Geschichte durch zehn Heimfahrten in dieser Zeit. 

Gut verstanden hat sich Kathleen nie mit ihren Eltern, und die 
Sprachlosigkeit und Entfremdung zwischen ihnen wächst von Jahr zu Jahr. Auch als sie eine Freundin aus Kindertagen wieder trifft, macht diese aus ihrer Ablehnung von Kathleens Lebensstil kein Geheimnis.

 Kathleen schämt sich einerseits für ihre provinzielle Herkunft und blickt auf die Menschen in  Kosakenberg herab. Andererseits erinnert sie sich bei jedem Besuch an ihre Kindheit und sehnt sich danach, dazu zugehören. Aber sie ist draußen, sie ist weggegangen und anstelle von Respekt für ihren beruflichen Erfolg schlägt ihr Geringschätzung und Mißtrauen  entgegen. Sie wird belächelt und reagiert abwechselnd mit Arroganz und Rückzug. 

Sabine Rennefanz‘ Roman hat eine melancholische, fast schon resignierte Grundstimmung. Ihr Schreibstil ist bildhaft und präzise. Manchmal war er mir zu nüchtern, und ich hatte auch das Gefühl, einiges wiederholt sich. 

Die Entwicklung des Ortes Kosakenberg, der zuerst seine jungen Einwohner verliert, dann seinen Bahnhof und schließlich sogar seinen Namen, weil er der Kreisstadt eingegliedert wird, ist ein gutes Beispiel für die starken Bilder in diesem Roman. 

Die Protagonistin Kathleen war mir anfangs sympathisch. Im Verlauf der Geschichte verlor sie für mich an Kontur, und am Ende konnte ich ihr Verhalten nicht mehr nachvollziehen. 

Abgesehen von ein paar Längen war dies ein lesenswerter Roman für mich, der mir noch eine Weile durch den Kopf gehen wird.

Die Eier vom Cover spielen in Kosakenberg übrigens eine wichtige Rolle; sie sind eins der wichtigsten Lebensmittel. Außerdem kann man mit ihnen bezahlen, und sogar als Hochzeitsgeschenk sind sie willkommen.