Rezension

Eine Protagonistin und eine Thematik, die polarisiert...

Dich nehm ich - Eliza Kennedy

Dich nehm ich
von Eliza Kennedy

INHALT

Lily Wilder ist genauso wild wie ihr Name verrät. Erfolgreiche blutjunge Anwältin, nicht auf den Mund gefallen, lebt in New York und ist zudem verlobt mit einem jungen attraktiven Archäologen namens Will Field. Noch sechs Tage bis zur großen Hochzeit in der Heimatstadt Key West. Doch Lily legt jeden Mann flach, der bereit und willig ist. Das zieht sich vom Fremden auf dem Junggesellinnenabschied bis hin zu den Trauzeugen ihres Zukünftigen. In der Woche vor ihrer Hochzeit ereignen sich einige persönliche wie berufliche Situationen, die Lily einiges abverlangen. Findet sie nach Jahren zu sich selbst, kann sie ihre Vergangenheit ruhen lassen und kann sie Will ihre Untreue gestehen und ihn überhaupt heiraten? Will sie das überhaupt, oder entpuppt sich das alles als großer Fehler?

 

MEINUNG

Eliza Kennedy hat mit "Dich nehm ich" ein äußerst kontroverses und dezent provokatives  Buch verfasst. Es ist definitiv anders, als die üblichen Liebesgeschichten. Der Schreibstil hat eine besondere Note, nämlich die witzigen, frischen und kecken Dialoge. Sehr leicht und schnell gleitet der Leser durch die Geschichte.

In einem wunderschönen Setting, von der Großmetropole New York, bis zum wunderschönen Küstenörtchen Key West wandelt man in einer Ich-Perspektive von Lily durch die Geschichte.

 

Mit Lily Wilder hat man eine starke, selbstbewusste junge Frau als Protagonistin, die es schafft zu polarisieren. Ihre Entschlossenheit zu ihrer Leidenschaft, dem Sex, zu stehen, ungeachtet mit wem sie schläft oder was ihr Partner Will davon hält, stößt sicher auf Gegenwind. Umso erfrischender ist die Dynamik in diesem Buch zwischen Lily, Will und den anderen Nebencharakteren. Da gibt es u. a. die Familie von Lily. Ihr notorischer Fremdgeh-Vater Henry, der mittlerweile mit der 5. Frau verheiratet ist, aber dennoch mit drei seiner Ex-Frauen schläft. Die drei "Mütter" (leibliche Mutter und zwei Stiefmütter) von Lily sind alle zur Hochzeit geladen und frönen eine sehr ehrliche und direkte Freundschaft (verbindet sie ja ein bestimmter Herr in der Vergangeheit wie auch Gegenwart...)

Lily kommt mit ihrer forschen Art bei den Männerherzen natürlich gut an und auch ihre Freundinnen, zumindest Freddy, sogenannte beste Freundin und Lesbe, hat immer ein Ohr für Lily offen und versucht hier und da Lily vom Pfad der Ungnade wegzuführen, um sie dann im nächsten Augenblick zu einer Runde Cocktails oder zumindest hochprozentigem einzuladen.

 

Eliza Kennedy hat ein schönes modernes Bild einer jungen Frau geschaffen, die sich über sich selbst definiert. Die in ihrem Job aufgeht und keinen Mann an ihrer Seite braucht, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Besonders auch auf sexueller Ebene. Wenn man das ganze sehr nüchtern betrachtet, sich auf die Geschichte einlässt, kann man als Leser sehr viel Spaß an der Thematik selbst und an den Situationen gewinnen. Wenn auch eine gewisse Wankelmütigkeit von der Hauptprotagonisten nach dem 3. Mal Umentscheiden doch etwas nervt. Und das Ende ist so plötzlich. Fast schon gefühlmäßig sehr abstrakt und nicht richtig empathisch geschrieben. Im Nachhinein hat man das Gefühl, dass da kein richtig roter Pfaden in der Geschichte ist. Kleine Botschaften hat die ja, aber die Tiefe zu den Charakteren oder allem anderen fehlt irgendwie und lässt doch kalt.

Insgesamt ist es aber eine schöne Geschichte mit superwitzigen Dialogen und einer starken Frau als Hauptprotagonistin, die manchen Mann locker unter den Teppich kehren kann.

 

FAZIT

Es ist schon sehr auffällig, wie viel unkonventionelle Beziehungskonstellationen in diesem Buch vorkommen. Und vielleicht ist das sogar nötig. Dadurch ist das Buch anders und interessant. Wobei gerade das auch schwierig ist. Personen die eher traditionell gepolt sind, wird das Buch etwas böse aufstoßen. Aber ich kann mich auch irren, und es ist vielleicht auch das idealle Buch um auf eine humoristische Art auf diese Thematik hinzuweisen und so manch ethisch-moralischen Fragen in der Hinsicht umzustellen und Meinungen neu zu definieren. Auf jeden Fall ist das ein Buch, was man entweder mag oder hasst. Und ich mag es. Sicher kein Lieblingsbuch, aber eine gute Geschichte mit kurzweiligem Unterhaltungswert, der hier und da ein Umdenken initiieren kann.