ein untypischer Liebesroman
Bewertet mit 4.5 Sternen
Eliza Kennedy – Dich nehm ich
Lily Wilder wird in einer Woche heiraten. Vielleicht aber auch nicht. Obwohl sie gerne mit Will zusammen ist, der Sex gut ist, hat sie immer noch das Bedürfnis mit anderen, zum Teil wildfremden Männern zu schlafen.
Selbst an ihrem Junggesellinnenabschied kann sie es nicht unterlassen mit ihrem Chef der Kanzlei zu schlafen.
Und was macht Will? Der kümmert sich liebevoll um sie, ohne das er ahnt, was seine Verlobte treibt.
Nicht nur einmal fragt sich Lily, warum sie das macht. Warum sie ihre Liebe zu Will aufs Spiel setzt. Liegt es vielleicht an ihrer Familie? Ihr Vater ist ebenfalls seinen Ehefrauen untreu gewesen, das beweisen ihre Mutter und die Stiefmütter, mit denen sie sich gut versteht. Oder liegt es daran, was ihr mit 14 Jahren passiert? Oder liegt es an ihren ehemaligen besten Freund Teddy?
Als sie dann auch noch Will´s Familie und Freunde kurz vor der Hochzeit kennen lernt, fragt sie sich nicht zum ersten Mal, ob sie bereit und fähig ist, sich auf eine Ehe mit Will einzulassen.
Dieser Roman polarisiert, die einen werden ihn lieben, die anderen werden ihn hassen. Das macht diesen Roman zu etwas besonderen.
Ich selbst fand diesen Roman am Anfang einfach nur schrecklich, aber auch spannend und irgendwie humorvoll, doch mit dem Thema konnte ich mich nicht anfreunden. Vielleicht hätte ich ihn sogar einfach zur Seite gelegt, wenn ich ihn nicht bei einer Leserunde gewonnen hätte.
Doch je mehr ich davon gelesen haben, meinen Kopf frei vom „Schubladen denken“ und Vorurteilen gemacht und mich in die Geschichte fallen gelassen habe, umso besser fand ich diese echt untypische Liebesgeschichte.
Einmal angefangen, konnte ich das Buch einfach nicht zur Seite legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es mit dem „Miststück“ Lily Wilder weiter geht.
Der Schreibstil des Romans ist flüssig und komplex, locker und teilweise humorvoll, teils sinnlich und irgendwie spannend, packend und auch fesselnd geschrieben. Es war mir nicht möglich, ihn aus der Hand zu legen und so ist es nicht verwunderlich, dass ich das Buch in weniger als 24 Stunden fertig gelesen hatte.
Ich hatte sofort das Gefühl mitten im Geschehen zu stehen. Die Örtlichkeiten sind immer gut und detailreich beschrieben.
Die Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet und entweder man mag sie oder man mag sie nicht.
Lily Wilder, die Rechtsanwältin war mir schon auf den ersten Seiten total unsympathisch. Sie will heiraten, knutscht aber dann mit dem einen und wenig später schläft sie mit ihrem Chef der Kanzlei. Doch nach und nach erfährt man ihre verworrene Lebensgeschichte, und erst im Verlaufe der Geschichte wurde sie mir sympathischer.
Bei Will war es genau andersherum, der arme betrogene Mann, war mir von Anfang an sympathisch, da er sich so aufopfernd und liebevoll um seine Verlobte kümmert, sie auf Händen trägt und einfach der perfekte Traummann für jede Frau ist. Doch auch das ändert sich im Verlaufe des Buches und man liest schnell heraus, dass Will, das eine oder andere Geheimnis mit sich trägt. Das hat ihn nicht unsympathisch gemacht, einfach nur nicht mehr so ganz sympathisch wie am Anfang.
Die Familien und Freunde beider Hauptfiguren haben es in sich.
Während Lily´s Vater ein notorischer Fremdgänger ist, was er auch zu gibt, sind die verschiedenen Mutterfiguren auch keine wahre Hilfe, da sie auf Lily einreden, sie solle bloß nicht heiraten, da sie so sehr nach ihrem Vater kommt.
Doch auch Will´s Mutter setzt alles daran, das es zu keiner Ehe mit ihrem geliebten Sohn kommt.
Selbst die Freundinnen von Lily haben unterschiedliche Meinungen, was die Ehe und ihren Lebensstil angeht.
Alle Figuren haben eine Tiefe, die glaubhaft ist, jeder verschiedene Charakter ist einzigartig und hat diese Geschichte wirklich sehr gut abgerundet.
Die Gefühlswelt aller Charaktere sind ebenfalls gut beschrieben, dass man zu jedem Charakter eine gewisse Nähe aufbauen kann.
Dieses Buch war mitreißend, hat mich irgendwie berührt, war kreativ und bereitete mir sogar ein bisschen Freude beim Lesen, nachdem ich einfach den Kopf ausgeschaltet und mich auf die Geschichte eingelassen habe.
Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, den dieser Roman ist kein typischer Liebesroman. Er war für mich eine Herausforderung, den wer ihn liest, muß einfach vorurteilsfrei und mit freiem Kopf an die Geschichte ran gehen.
Hier gibt es nichts, was nicht passieren kann, hier gibt es kein richtig oder falsch, in diesem Roman gibt es Abgründe, über die man sonst nicht reden mag.
Trotzdem ist es ein toller Roman.
Definitiv ein Roman, der die Langeweile vertreibt und ein paar interessante Lesestunden garantiert.
Das Cover ist mit seiner intensiven, glitzrigen Farbe in Rosa und Silber ein absoluter Blickfang. Die Farben lassen auf einen Liebesroman schließen. Das Cover und auch der Titel stehen im Einklang mit dem Buch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4,5 Sterne.