Rezension

Eine Schnitzeljagd, die uns den Atem stocken lässt

RABBITS. Spiel um dein Leben -

RABBITS. Spiel um dein Leben
von Terry Miles

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Hase, der uns auf eine rasante Jagd durch Zeit und Raum schickt und dabei neckisch sein Spiel mit uns treibt – das gibt es in der Tierwelt wohl nur selten. Und in der der Fantasy- und Spannungsliteratur sicherlich auch. Und wenn es Meister Lampe dann noch schafft, meine Nacht zum Tag und das Frühlingswochenende zu einem Lesemarathon zu machen, bin ich schwer beeindruckt.

Doch Terry Miles zeigt mit „Rabbits“ nicht nur, dass er es vermag, seine Leser*innen mit seiner intelligent konstruierten, raffiniert verschachtelten Geschichte an das Buch zu fesseln, er besitzt zudem auch eine ganz besondere Fähigkeit: der Logik und Physik zu misstrauen und seinen eigenen Verstand infrage zu stellen. Denn seine Figuren müssen sich auf ihrer Schnitzeljagd in einer Welt mit ihren scheinbar ganz eigenen Naturgesetzen zurechtfinden, und wenn der Zufall durch eine Kette von Hinweisen abgelöst wird, erhält auch die Uhrzeit 4.44 ihre ganz eigene Bedeutung.

Was dem Spaß dann noch die virtuelle Krone aufsetzt, sind die wunderbar nerdigen Figuren, die Miles für seine Hasenjagd geschaffen hat: äußerst verschroben,  extrem cool und jetzt schon kultverdächtig. Und ans Herz wachsen sie den Leser*innen zudem – auch, wenn deren Rolle, die sie in dem geheimnisvollen Spiel sowie zueinander einnehmen, teils undurchsichtig und vor allem dem steten Wandel unterworfen ist. Denn: Nichts ist wie es scheint.

Neben all der atemlosen Spannung schafft es „Rabbits“ mit viel Mysteriösem und scheinbar Metaphysischem jedoch auch, Fans von „Akte X“ zu überzeugen, also diejenigen unter uns, welche die Wahrheit hinter dem Offensichtlichen vermuten und sich eben kein Kaninchen für einen Hasen vormachen lassen. Denn wie sagten schon Mulder und Scully so schön: „The truth is out there“. Und bis diese für Rätselraten und zahlreiche Spielrunden als Gewinn und Krönung der Geschichte lockt, erwartet die aufmerksamen Leser*innen ein tierisches Vergnügen, ein schiere Flut an Kreativität und Fantasie und sicherlich auch die eine oder andere durchwachte Nacht. Und pünktlich um 4.44 Uhr klingelt der Wecker.