Rezension

Eine sehr gelungene Fortsetzung

Der Krieg der Zwerge - Markus Heitz

Der Krieg der Zwerge
von Markus Heitz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe das Buch nun zum zweiten Mal gelesen und es hat beim zweiten Mal nichts von seiner Spannung und seinem Lesespaß eingebüßt. Im Gegensatz zum ersten Buch ist die Geschichte ein klein wening komplexer.
Tungdil und seine Gefährten haben das Geborgene Land vor dem bösen Magus Nôd’onn befreit und es dabei geschafft trotz des Hasses zwischen Zwergen und Elben ein großes Bündnis zu schaffen. Doch als alle dabei sind, das Zerstörte wieder aufzubauen und das Reich der Fünften wieder zu beleben, taucht nicht nur ein Feind aus dem Westen auf, sondern auch aus dem Geborgenen Land erhebt sich ein neuer Feind: Die Dritten wittern die Chance das Geborgenen Land endlich von den geschwächten Zwergenstämmen zu befreien und schmieden allerorts Intrigen. Doch bald ist klar, gegen den Feind aus dem Westen, in Form von fleischgewordenenen Splittern des Gottes Tion, muss erneut ein Bündnis her, damit das Geborgene Land nicht untergeht und diesmal reicht es nicht aus, wenn nur die geschwächten Menschen, Elben und vier Zwergenstämme sich zusammen schließen. Ist es Tungdil möglich ein großes Bündnis zu schließen, um die Bedrohung aus dem Westen zu besiegen?
Wieder einmal mag die Geschichte an sich recht simpel klingen: Das Geborgene Land droht dem Bösen anheim zu fallen und nur mit vereinten Kräften kann noch Hoffnung auf Rettung bestehen.Tungdil schart seine alten Gefährten erneut um sich und macht sich auf ein zweites Mal ein Held zu werden, doch bevor es soweit ist, erlebt der Leser zunächst einmal wie sich das Geborgene Land nach dem Schrecken erholt und wieder aufblüht. Dies mag zwar langweilig klingen, doch da z.B. das fünfte Zwergenreich wieder besetzt werden will, kommt es auch zu allerlei Scharmützeln und auch durch die Intrigen der Dritten ist es alles andere als langweilig. Dadurch, dass die Charaktere, die den Großteil des Charmes des ersten Bandes ausgemacht haben, auch hier wieder mit von der Partie sind, macht das Lesen mindestens genau so großen Spaß. Jedoch schafft Heitz es, dass die Charaktere sich weiter entwickeln: Tungdil lernt mehr von den Clangesetzen kennen, knüpft Freundschaften mit den Freien und verändert sich dadurch. Narmora soll Andokaîs Famula werden und durch Einschnitte in ihr Familienleben verändert sie sich noch am meisten. Boïndil dagegen bleibt so wie er sich auch im ersten Band zeigte. Mit viel Humor und seinen typischen Ausrufen “Oink, oink, kleines Schweinchen” oder “Die ersten zehn gehören mir!” bereichert er das Buch und macht es zu einem Genuss.
Die Bedrohung aus dem Westen nimmt erst nach und nach Gestalt an und für meinen Geschmack wird zu spät deutlich, was die Avatare Tions genau planen. So ist diese Bedrohung meinem Empfinden nach lange Zeit nicht Teil des Spannungsbogens. Ohnehin passiert einfach zu viel im Geborgenen Land, als dass man von einem einzigen Spannungsbogen sprechen kann. Durch die vielen verschiedenen Baustellen wird die Geschichte komplexer und ein ganz klein wenig unübersichtlicher. Dies ist mir aber niemals so deutlich aufgefallen, so dass ich die Freude am Lesen verloren hätte. Im Gegenteil, da Tungdil immer noch der Hauptcharakter ist und er den roten Faden bildet, bleibt es in der Hauptgeschichte stets übersichtlich. Der Rest bildet unterhaltsames und hintergrundbringendes Beiwerk und dabei gilt wie auch bei Die Zwerge: Markus Heitz schafft es durch verschiedene Nebenschauplätze, die kurz und knapp aus anderen Perspektiven geschildert werden, die Geschichte plastisch werden zu lassen. Zudem hat Heitz einen klaren, sehr angenehmen Schreistil, bei dem in diesem Buch auch der Humor nicht zu kurz kommt. Bei den verschiedenen Perspektiven gibt es keine Möglichkeit durcheinander zu kommen, da vor jedem Abschnitt genaue Orts- und Zeitangabe erfolgen. Da die Geschichte chronologisch erzählt wird, ist es nicht tragisch, dass die Zeitangabe dabei stets sehr vage ist und sich lediglich an den Jahreszeiten orientiert. Als Hilfestellung gibt es vorn im Buch zwei Karten vom geborgenen Land und Dramatis personae zum Nachschlagen.
Besonders schön ist erneut, dass es sich hierbei zwar um einen Teil einer Reihe handelt, die Geschichte hier aber so in sich abgeschlossen ist, dass man das Buch auch getrost für sich selbst lesen kann. Damit meine ich nicht, dass man mit diesem Buch in die Reihe starten sollte, im Gegenteil, der Inhalt von Die Zwerge sollte schon bekannt sein, aber es ist durchaus möglich sich Zeit zwischen der Lektüre von Band 1 und 2 sowie zwischen der Lektüre von Band 2 und 3 zu lassen, da sie wie gesagt in sich geschlossen sind und über keinerlei Cliffhanger verfügen. So hat man die Freude, dass man immer wieder zu dieser Reihe zurückkehren kann, ohne sich von der Geschichte dazu genötigt zu fühlen.

Fazit: Der Krieg der Zwerge ist eine gelungene Fortsetzung von Die Zwerge. Die Geschichte wird hier sinnvoll fortgesetzt, da es sich um eine neue Bedrohung handelt, den Charakteren jedoch genügend Zeit gelassen wird, um sich nach der letzten Schlacht zu sammeln, die Wunden zu lecken und Zerstörtes wieder aufzubauen. Dadurch, dass die Völker des Geborgenen Landes nun so geschwächt sind, kommen nun auch die Dritten ins Spiel und machen die Handlung durch ihre Intrigen komplexer. Da die bekannte Truppe um Tungdil und Boïndil wieder dabei ist, bleibt der Charme des ersten Bandes erhalten. Wer Die Zwerge mochte, sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen!