Rezension

Eine wahrlich göttliche Komödie - und Satire vom Feinsten ;)

Herr Müller, die verrückte Katze und Gott - Ewald Arenz

Herr Müller, die verrückte Katze und Gott
von Ewald Arenz

Bewertet mit 4 Sternen

"Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" von Ewald Arenz erschien - in auffallend schwarzem Cover mit grünen Katzenaugen und grüner Schrift - im ars vivendi Verlag (HC, 2016) und ist eine lesenswerte Satire auf die ganz realen Zustände auf diesem Planeten, in dieser Welt - um Vorsicht wird beim Lesen gebeten: Es "wimmelt" von Seitenhieben ;)

Inhalt:

"Jehudi, Erzengel mit einer Vorliebe für Gin Tonic und verantwortlich für die Verwaltung der Seelen im Himmel, stellt bestürzt fest, dass eine fehlt. Kurt Müllers Seele ist bei seinem tödlichen Fenstersturz verloren gegangen, und ihr spurloses Verschwinden droht vor der Zeit den Beginn der Apokalypse auszulösen. Nach einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung aller Erzengel bittet Jehudi in der Not seinen Bruder Abaddon um Hilfe - einen gefallenen Engel und Dämonenfürsten.
Kurt Müller aber hat sich derweil als Katze reinkarniert und keine Ahnung davon, dass nicht nur die Himmelsmächte nach ihm suchen, sondern zudem die Unterwelt den Höllenhund auf ihn angesetzt hat, um seine Seele und damit die Schöpfung für immer zu zerstören. Wird es Kurts Tochter Helena gelingen, zusammen mit Jehudi und Abaddon die Seele ihres Vaters zu finden und den Jüngsten Tag abzuwenden? Doch da ist auch noch Erzengel Uriel mit ganz anderen Rettungsplänen für das Universum. Und wo ist überhaupt Gott?"(Zitat: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Dieser außergewöhnlich humorvolle, urkomische, zuweilen leicht zynische Roman-Satire  hat es in sich:
In der 'himmlischen' Verwaltung ist ein großes Problem aufgetreten: Kurt Müllers Seele ist spurlos verschwunden und bevor der Höllenfürst sie in die Finger bekommt, muss die Buchhaltung wieder stimmen und so bemühen sich Erzengel Jehudi, ein äußerst sympathischer "Zeitgenosse" und Hauptprotagonist samt einem kleinen "Suchtrupp" sowie auf die ihm eigene Weise auch sein Bruder Abaddon, der gefallene Engel und Dämonenfürst, der Äonen in Antarktika verbringen musste, wohin er verbannt war und der Jehudi helfen möchte, gemeinsam Kurt Müllers Seele zu finden, was sich als keine eben leichte Aufgabe erweist. Zu den "himmlischen Heerscharen" um Jehudi, Uriel und den anderen Erzengeln zählen auch zwei Selbstmord-Attentäter, die sich für St. John, dem nicht sehr geistig hellen mittelalterlichen Mönch, der sich um buchhalterische Aufgabe an der Himmelstastatur zu kümmern hat, als große Hilfe erweisen sowie Martin Luther, dessen Aufgabe es ist, die Gebete von Kurt Müller auf dem "HP" (hier: Holy Printer ;) auszudrucken, um seine Wünsche und damit evtl. Reinkarnationsmodalitäten seiner Seele auf die Spur zu kommen...
An die Bibel und die Schöpfungsgeschichte erinnern u.a. das Kainsmal und die Himmelfahrt einer Protagonistin, die Himmelsverwaltung ist in herrlicher Persiflage den derzeitigen weltlichen Gegebenheiten angepasst, so dass es eine Freude ist, davon zu lesen. Das allgegenwärtig Böse steckt in so manchen Dialogen und dem Auftauchen von Fenris, dem Höllenhund. So heißt es in einem der vielen "Seitenhiebe" auf die Menschheitsgeschichte "Luzifer gibt sich doch alle Mühe, das Böse zu vervollkommnen (Ukraine, das Internet, Syrien...) (Zitat S. 46)
Es gibt jedoch auch natürliche Feinde des Bösen, z.B. die Liebe und das Mitgefühl, die auch mit von der Party - ähem, der Partie sind und auch Pinguine, die eine sehr witzige und keineswegs unrühmliche Hauptrolle im Verlaufe der Komödie spielen...

Fazit:

Eine aberwitzige, temporeiche, intelligent geschriebene und mit urkomischen Einfällen versehene göttliche Komödie, die trotz aller Ironie, Satire, Slapstick und Situationskomik dennoch einen ernsthaften und tiefgründigen Hintergrund hat: Während der Lektüre kann man sich als Leser durchaus fragen, ob die Pforten der Hölle noch geschlossen sind oder die Apokalypse bereits begonnen hat und wenn nicht, wie weit die Menschheit noch von ihr entfernt ist: Zuweilen blieb mir das Lachen im Halse stecken, und gerade deswegen eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne von mir!