Rezension

Eines meiner Jahreshighlights und für mich ein ganz besonderes Buch!

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit -

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
von Natasha Pulley

Bewertet mit 5 Sternen

Es fällt mir etwas schwer, in Worte zu fassen, was mir so sehr an "Der Leuchtturm an der Schwelle zur Zeit ´" gefallen hat. Für mich ein ganz besonderes Buch. Einmal ist Pulleys Schreibstil einfach sehr sehr schön. Ich könnte mich darin immer und immer wieder verlieren. Die Atmosphäre gefiel mir aber auch deshalb, weil viele Szenen am oder auf dem Meer spielen und auch sonst in einem Setting, das ich generell gerne mag.
Vor allem der Aspekt des ich nicht erinnern Könnens, aber trotzdem sich zu bestimmten Menschen hingezogen zu fühlen, ohne genau zu wissen, weshalb. Das fand ich spannend und interessant umgesetzt. 
Lange weiß man nicht, wie Joe und andere Personen wirklich miteinander zusammenhängen, auch wenn man nach und nach immer mehr erahnen kann. Es gefiel mir, dass ich manchmal ein klein wenig mehr als Joe wusste, aber gerade so genug, dass ich die Geschichte nicht zu vorhersehbar fand. Und wer eine klassische und geradlinige Liebesgeschichte erhofft, wird vermutlich eher enttäuscht. Tatsächlich schleicht sich dieser Aspekt erst nach und nach in die Handlung, ganz leise und es braucht seine Zeit. Bis dahin ist man vielleicht manchmal so verwirrt wie Joe. 

Mir gefiel, dass die Autorin vor allem das Zeitparadox in ihre Geschichte mit eingebunden hat. Zu weilen war ich aber trotzdem irgendwann verwirrt. Denn all diese Auswirkungen auf Zeiten und Menschen davon kann einem schon mal der Kopf brummen. Dazu kommen ja dann die historischen Umstände, und dieses was wäre wenn. Als jemand, die sich im Alltag sehr viel mit historischen Ereignissen auseinandersetzt, fand ich dieses Gedankenspiel im Roman jedenfalls interessant. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von "Was wäre, wenn Spielen". Aber alternative Geschichte in Romanform mag ich tatsächlich sehr gern. In diesem Fall dann auch noch eine Zeit, die ich persönlich selten auf dem Schirm habe, zu Mal ich mich schwerpunktmäßig selten mit den großen Schlachten des 19. Jahrhunderts beschäftige. 

Es war einfach auch unterhaltsam, die Ideen der Autorin dazu zu lesen und sich zu überlegen, welche Auswirkungen das bis heute hätte. An einem Wochenende, kurz nach Queen Elizabeths II. Tod war das irgendwie auch etwas Besonderes.

Aber eigentlich geht es vor allem um die Figuren, Dreh und Angelpunkt ist zwar Joe. Aber auch Kapitän Kite spielt eine zentrale Rolle und nach und nach erfährt man dann auch warum. Die geheimnisvolle Postkarte, die Joe als Anhaltspunkt dient, vielleicht doch noch die Wahrheit zu erfahren, hat dabei so ein bisschen den roten Faden der Handlung ausgemacht. Erst nach und nach entfalten sich dabei das ganze Ausmaß und die Hintergründe, weshalb Joe sein Gedächtnis wirklich verloren hat. Dazu kommt eine Liebesgeschichte, die ich sehr besonders erzählt fand. Denn eigentlich erlebt man die betreffenden Figuren fast gar nicht als Paar, und trotzdem spürt man, wie wichtig sie einander waren und auch das es vielleicht noch Hoffnung gibt.

Ein eher leise erzählter Roman, ruhiger und weniger auf Action fokussiert (obwohl es schon auch Schlachtengetümmel gibt). Für mich persönlich allerdings eines der schönsten Bücher in diesem Lesejahr.