Rezension

Einfach nur herrlich!

Nach dem Verstand einfach geradeaus -

Nach dem Verstand einfach geradeaus
von Anna Buchwinkel

Absolut nicht aus dem Leben gegriffen - ich bin von den Socken und habe mich herrlich amüsiert!

Was passiert, wenn einem der Verstand abhanden kommt? Was, wenn der Spruch „Der hat wohl seinen Verstand verloren“ wörtlich zu nehmen ist? Das ist dem Protagonisten Quentin in dieser seltsamen Geschichte passiert. Er ist gerade dabei, in einem Elektronikhandel Weihnachtsgeschenke zu kaufen, als er in einem dort ausgestellten Fernseher einen Strand sieht, an dem die Wellen sacht auf den Sand rollen - und plötzlich hört er im Kopf nur noch Wellenrauschen. Der Verstand hat sich kurzerhand an den Strand verdünnisiert und lässt Quentin ohne eben diesen zurück.

Was tut ein Mensch, der beruflich mit Zahlen und Statistiken zu tun hat, der immer korrekt angezogen war mit grauem Anzug und grauen Socken, der immer überlegt und Vor- und Nachteile seines Tuns abgewägt hat, bevor er überhaupt etwas tat, der nie spontan war und ein langweiliges, aber sicheres Leben gelebt hat, was tut ein solcher Mensch ohne Verstand? Quentin kann diese Frage sicher nicht beantworten, denn der Verstand ist ihm ja abhanden gekommen.

Die Antwort ist wohl, dass ein solcher Mensch wohl ab sofort intuitiv handelt, keine Grenzen und keine Verbote kennt, keine Hemmschwelle hat und alles einfach auf sich zukommen lässt. Hinzu kommt, dass Quentin gerne Ratschläge annimmt, wie z.B. „Augen zu und durch“ oder „einfach zu allem ja sagen“ und diese wortwörtlich in die Tat umsetzt. Und es ist absolut spannend zu erfahren, was dadurch alles möglich wird.

Quatsch? Bullshit? Das waren auch meine Gedanken während der ersten 30 Seiten. Eigentlich bin ich in diesem Genre überhaupt nicht unterwegs. Aber plötzlich wurde es so lustig, dass ich ständig vor mich hingekichert habe. Zugegeben, die Geschichte beschreibt eine Situation, die in der realen Welt bei geistig gesunden Menschen einfach nicht vorkommen kann. Dennoch schafft es die Autorin, in völlig absurde Situationen Lebensweisheiten einzuflechten, die mich trotz aller Komik berührt und zum Nachdenken gebracht haben. Die Quintessenz, die ich für mich nach dieser Geschichte mitgenommen habe, ist die, dass man das Leben nicht immer so ernst nehmen soll, sondern auch ruhig mal was wagen darf. Vorgezeichnete und vermeintlich sichere Wege führen nicht immer zum Ziel. Mir kommt hier der Spruch in den Sinn: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Dieses Buch ist so völlig anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Der Schreibstil ist absolut fesselnd und die Autorin hat es zudem geschafft, dass ich ständig lachen musste und so ganz nebenher hat sie mir ein paar Lebensweisheiten serviert, über die ich gerne nachgedacht habe. Für mich ist diese wundervolle Geschichte eine absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen wert.