Rezension

einfach wie Freunde

Das Fenster zur Welt -

Das Fenster zur Welt
von Sarah Winman

Bewertet mit 5 Sternen

Das Fenster zur Welt von Sarah Winman ist so ein wundervolles Stück Literatur wie es selten erscheint. So voller Leben, Gefühlen, Kunst und einer Blaustirnamazone. Ja, wirklich ein Papagei, der in keiner Geschichte so hineinpasst und dieser Geschichte so viel ungeahnte zusätzliche Tiefe und Besonderheit verleiht. Eigentlich ist das gesamte Buch eine Besonderheit, denn es bietet jeden der Protagonisten so viel Platz einfach nur sie selbst zu sein und doch all die Fassetten der Gefühle zu zulassen. Wundervoll in Worte gefasste Leben von Menschen welche über Jahrzehnte begleitet und mit gelebt so viel Tiefe und Emotionen für die Kunst und das Leben, die Natur und dem Duft Florenz einatmend und den Geruch Englands zu fühlen.
Es ist beeindruckend wie leicht es der Autorin gelingt den Leser so mit den Protagonisten zu verbinden, mit ihnen zu fühlen, leiden zu kämpfen und ihre Sicht auf die künstlerischen Werke zu lenken. Es ist die großen Kleinigkeiten, die dieses Buch so leicht erscheinen lassen und den Leser doch auch an das Gute glauben zu lassen. Sarah Winman hat mir vom ersten bis zum letzten Wort einen so liebvollen und lebenswerten Blick aus dem Fenster auf die Welt geschenkt, dass ich manchmal dieses Glück einfach nicht fassen konnte.

 

1944 begegnen sich der britische Soldat Ulysses Temper und die Kunsthistorikerin Evelyn Skinner. Eine Begegnung, die nur das Leben so schreiben kann. Denn der junge Soldat und die Sechzigjähre könnten nicht unterschiedlicher sein und doch wird beide dieser Abend und das Gespräch über die Kunst beide nicht loslassen.
Mit einem anderen Blick auf die Welt kehr Ulysses zurück nach London und erlebt wie seine Frau Peggy ein Kind von einem amerikanischen Soldaten bekommen. Zurück in den Pub von Col, dem grimmigen Besitzer, der zur Spontanmauser neigenden Blaustirnamazone Claude, den Freunden von früher und doch ist alles anders. Peg, die Liebe seines Lebens mit der Tochter eines Anderen. Der zerstörten Werkstatt für Globen seines Vaters. Doch dann passieren Dinge, die nur das Leben so schreiben kann.

Ulysses hat kurz vor Ende des Krieges in Florenz einen alter Mann vor dem Sprung von einem Häuserdach gerettet und erfährt, dass eben dieser Mann ihm seine Wohnungen und etwas Geld vererbt hat.
Nach einigen Überlegungen und der Bitte von Peg ihre Tochter Alys mit nach Florenz zu nehmen nimmt Ulysses das Erbe an. Eigentlich wollen sich beide noch von Cress verabschieden doch dieser erscheint erst nicht um dann doch spontan mit ihnen nach Florenz zu ziehen. Cress musste sich erst mit seinem Kirschbaum beraten ob er wirklich diesen Schritt wagen sollte.
Als dann auch noch heraus kommt, dass Cress Claude versteckt und mitgenommen hat beginnt auch schon das neue Leben.

Immer wieder erfahren wir auch wie es Evelyn und ihrer alten Freundin Dotti ergeht, werden erwachsen mit Alys und erleben die schreckliche Überschwemmung in Florenz im Jahr 1966. Lernen neue Freunde kennen, erleben die Liebe des alten Cress, folgenden seinen Gesprächen mit Bäumen welche sehr tiefgründig und doch erfrischend sind. Aber auch Claude, geheilt von seiner Spontanmauser blüht förmlich auf und ist der heimliche Star in der wundervollen berührenden Geschichte.

Spätestens beim Wiedersehen von Ulysses und Evelyn habe ich ganz dicke Tränen vergossen. Eigentlich habe ich oft Tränen vergossen. Tränen des Glücks, der Trauer und Freude. Wenn ich mich allerdings für einen der Protagonisten entscheiden müsste so kann ich dies nicht. Denn alle, wirklich alle sind so menschlich, so ehrlich …. einfach wie Freunde.

Ich bin so dankbar diesen Buch gelesen zu haben und es ist für immer eines meiner absoluten Top drei Bücher.