Rezension

Eisige Atmosphäre

Schneesturm -

Schneesturm
von Tríona Walsh

Bewertet mit 4 Sternen

"Schneesturm" - ein Titel von Tríona Walsh, der wirklich hervorragend zum Wetter in Deutschland gepasst hat, als ich dieses Buch lesen durfte. Schnee haben wir hier viel gesehen, wenn auch nur für ein paar Tage, aber so viel Schnee, wie in dem neuen Thriller, war es dann doch nicht. Auf einer abgeschiedenen Insel mit nur wenigen, hundert Einwohnern jedoch, kann ein solcher Sturm zur Lebensgefahr werden.

Cara ist die Polizistin auf der Insel Inishmore, die sonst eigentlich nicht viel in ihrem Job dort zu tun hat. Auf einer kleinen, irischen Insel passiert häufig nicht viel und dafür ist sie auch dankbar. Da sie sowieso nicht den besten Anschluss an die Einheimischen von Inishmore hat, weil die sie für eine Außenseiterin halten, lebt Cara ihr Leben eintönig und zusammen mit ihren beiden Kindern und ihrer Großmutter ihr Leben. Doch ein bevorstehendes Treffen mit ihren Jugendfreunden aus Kindertagen soll genau diese Idylle einmal auf den Kopf stellen. Ihre alten Freunde kommen zwischen Weihnachten und Neujahr auf die Insel, um einem besonderen Ereignis zu gedenken, was die fünf Freunde damals wie heute noch sehr belastet. Der Tod liegt auf diesem Treffen und das nicht nur in der Hinsicht auf die Vergangenheit... Sie werden buchstäblich und wahrhaftig mit dem Tod konfrontiert. Aber wer würde bitte auf Inishmore einen Mord begehen und welches Motiv steckt dahinter? Könnte es sogar sein, dass es einer von Caras Freunden war, die die Insel in Gedenken an ein anderes, schlimmes Schicksal besuchen? Fakt ist, dass all ihre Freunde etwas zu verbergen scheinen und nicht ganz ehrlich zueinander sind. Und da zu allem Überfluss auch noch ein mächtiger Schneesturm über der Insel wütet, wird Cara so schnell keine Hilfe von Außerhalb bekommen. Sie entschließt sich also, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und beginnt zu ermitteln. Ganz ungefährlich ist das nicht, aber Cara ist die Aufklärung des Mordes so wichtig, dass sie auch sich selbst und ihre Lieben in Gefahr begibt...

Es ist schön länger her, dass ich einen guten und vor allem spannenden Thriller gelesen habe. Auf "Schneesturm" freute ich mich also ganz besonders. Da auch die Szenerie mit dem vielen Schnee perfekt in unseren Jahresanfang passte. Viele Male habe ich auf meinem Sessel gesessen und regelrecht gefroren, weil die Atmosphäre im Buch so deutlich zu spüren war. Und nicht nur das eisige Wetter, hat mir auf's Gemüt geschlagen, sondern auch die Handlung mit allen Intrigen und Wendungen. Cara und ihre Freunde haben ganz offensichtlich in der Vergangenheit einen großen Verlust erlitten, welcher auch recht schnell benannt wird. Aus diesem Grund finden sich die alten Freunde auch erst zusammen und verbringen ihre Zeit viel gemeinsam. Trotzdem merkt man, wie die Dynamik langsam aber sicher bröckelt. Jeder hat irgendein Geheimnis, was denjenigen verdächtig wirken lässt. Und genau das hat mir so gut gefallen. Ich wusste bis zum Ende des Buches nicht, wie, was und warum der Mord überhaupt passieren musste. Es sei so viel gesagt, dass hier viele, kleine Puzzleteile von Cara zusammengesetzt werden müssen. Einfach ist die Lösung dieses Rätsel für mich auf keinen Fall gewesen. In Cara konnte an sich natürlich am besten hineinversetzen. Das Buch ist zwar nicht aus ihrer Sicht geschrieben, aber begleitet sie quasi aus der Erzählerperspektive die ganze Zeit auf der Insel und ihrer Suche nach Antworten. Für mich war diese Erzählweise zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig, weil ich anfangs doch oft mit den Namen durcheinander kam. Auch die Sprache an sich war nicht immer einfach zu verstehen. Natürlich gab es viele Begriffe aus dem irischen, was es mir nicht leicht machte, durch die Seiten zu kommen. Oft wurde auch irisch gesprochen, was die Sache auch nicht einfacher machte. Das ist so der einzige Kritikpunkt, den ich hier habe, denn ansonsten kam ich echt super schnell durch die einzelnen Kapitel des Buches und war gut im Lesefluss. Ein paar Szenen zum Ende hin waren für meinen Geschmack nicht unbedingt notwendig, aber alles in allem ist dies hier ein sehr runder Thriller, der mir viele, schöne Lesestunden beschert hat. Man bekommt hier alles, was man als Thriller-Fan gerne hätte: Spannung bis zum Schluss, eine spektakuläre Aufklärung, eine düstere Atmosphäre, undurchsichtige Charaktere und eine Geschichte, die es sich lohnt zu lesen. Ich kann mich über die Story selbst nicht beklagen und mochte das Buch gerne. Dazu kommt noch das hübsch gestaltete Cover, was direkt auf Thriller schließen lässt. Und der dazu passende Farbschnitt ist natürlich auch nicht zu verachten.