Rezension

Emotional, aber viel Distanz

So viel Zorn und so viel Liebe -

So viel Zorn und so viel Liebe
von Sabaa Tahir

Bewertet mit 3 Sternen

Salahudin und Noor sind mehr als beste Freunde: Beide sind pakistanische Migranten und gemeinsam in einem kleinen Ort in der Wüste Kaliforniens aufgewachsen. Sie verstehen einander wie sonst niemand. Doch ein Streit letzten Sommer hat alles zerstört. Nun kämpft Sal allein darum, das Motel der Familie am Laufen zu halten, während es seiner kranken Mutter Misbah immer schlechter geht und sein Vater den Kummer im Alkohol ertränkt. Noor dagegen arbeitet im Spirituosengeschäft ihres strengen Onkels und versucht gleichzeitig, sich heimlich für ein College zu bewerben, um dem Onkel und diesem Ort für immer Lebewohl sagen zu können. Als Sals Versuche, das Motel zu retten, außer Kontrolle geraten, müssen er und Noor sich fragen, was Freundschaft wert ist und was nötig ist, um die Monster der Vergangenheit zu besiegen – und die mitten unter ihnen.

Meine Meinung:

Ich durfte dieses Buch aufgrund einer Leserunde lesen - vielen Dank dafür! Die Autorin war mir bereits aus der Elias&Laia-Reihe bekannt und ich mochte damals schon ihren sehr schönen atmosphärischen Schreibstil, der einen in eine andere Welt befördert. Auch hier erlebt man wieder ihren super einzigartigen schönen Stil. Diese Geschichte spielt aber in unserer Realität in Kalifornien, das heißt, es handelt sich hierbei nicht um eine Fantasy-Geschichten. Stattdessen lesen wir hier die sehr traurige und emotionale Geschichte von Sal und Noor.

Die Beziehung zwischen den beiden wird dabei wirklich schön beschrieben. Wir erleben teilweise die Sicht von Noor, aber auch die von Sal. Außerdem bekommen wir Einblicke in die Vergangenheit von Sals Mutter. Hierbei erfahren wir sehr viel über die pakistanische Kultur. Diese Einblicke waren für mich sehr spannend und interessant, weil ich bisher sehr wenig Berührungspunkte mit dieser Kultur hatte. In diesen Rückblenden, aber auch in den anderen Kapiteln wird eine sehr einzigartige melancholische Atmosphäre geschaffen. Zwischen den Zeilen schwingt sehr oft eine sehr traurige Stimmung mit. Dadurch ist das Buch oftmals wirklich nicht leicht zu lesen, weil die Geschichte sehr unterschiedliche, teilweise wirklich krasse Thematiken wie sexuelle Übergriffe, körperliche Gewalt, Drogenkonsum und vieles mehr behandelt. Auch wenn das alles wirklich gut umgesetzt ist, konnte mich das Buch nicht zu 100% packen. Ich habe sehr lange gebraucht in die Geschichte reinzukommen. Das lag insbesondere daran, dass die gleichen Charaktere von den unterschiedlichen Personen oft mit anderen Namen angesprochen werden - zum Beispiel abhängig vom Beziehungsgrad. Das ist anfangs verwirrend, weil man die Personen zwar kennenlernt, aber dann die Zusammenhänge nicht sofort erkennt. Daran gewöhnt man sich aber irgendwann, weil einem irgendwann klar wird, wer zu wem gehört und wer von wem wie genannt wird. Was mich allerdings sehr viel mehr gestört hat, ist, dass ich immer das Gefühl hatte, von den Figuren auf Distanz gehalten zu werden. Wir erfahren zwar von Sal und Noor stellenweise wie sie denken und fühlen und erleben die Trauer und Melancholie, aber die wirklichen Probleme und Gedanken der beiden werden nicht klar an den Leser kommuniziert. Mich persönlich hat das sehr auf Distanz gehalten und ich konnte keine echte Beziehung zu beiden aufbauen. Dadurch hat mich das ganze Buch irgendwie nicht so gepackt, wie es mich unter anderen Umständen oder mit einer anderen Umsetzung hätte packen können.

 

Fazit:

Eine sehr schöne, aber traurige Geschichte, die eine sehr melancholische Stimmung verbreitet. Obwohl die Geschichte voller Emotionen ist, wurde ich die ganze Zeit irgendwie auf Distanz gehalten und konnte dadurch die Figuren nicht in mein Herz schließen. Vielleicht habe ich das Buch einfach zur falschen Zeit gelesen oder wurde hier einfach von den Geschehnissen nicht so ergriffen, wie es hätte sein können... Ich vergebe sehr gute 3 Sterne.