Rezension

Emotionaler Medizin-Thriller

Die Klinik -

Die Klinik
von Hubertus Borck

Hubertus Borcks „Die Klinik“ ist der zweite Teil einer in Hamburg spielenden Thriller-Reihe rund um die Ermittler Franka Erdmann und Alpay Eloglu.
In diesem besonders intensiven Fall müssen die beiden herausfinden, ob ein Mann, der nach einem schweren Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde, auf natürlichem Wege seinen Verletzungen erlag, oder ob jemand nachgeholfen hat. Seine Witwe ist davon überzeugt, dass ihr Mann ermordet wurde. Nachdem ihr Verdacht durch die Rechtsmedizin bestätigt wurde, macht sich das Ermittlerduo auf die Suche nach dem Täter und stößt dabei auf weitere schreckliche Ereignisse in der behandelnden Klinik.

Bereits aufgrund des Covers, auf dem ein weißes Kreuz auf blutrotem Hintergrund zu sehen ist, sowie des Titels kann man erahnen, dass dieses Buch im Bereich der Medizin spielt.
Es gibt zwei verschiedene Zeitstränge, in denen die Handlung spielt: Zum einen in Soltau vor 10 Jahren und zum anderen in Hamburg in der Jetzt-Zeit. Im Laufe der Geschichte wird immer deutlicher, wie genau Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind.
Wir bekommen Einblicke in die sehr verqueren Sichtweisen, Gefühlswelten und Beweggründe des Täters, sowie in die grausamen, skrupellosen und die erschreckend routinierten Taten.
Durch den regelmäßigen Wechsel dieser Zeiten gelingt es dem Autor Spannung zu erzeugen und diese durchgehend aufrecht zu erhalten.
Auch die kurzen Kapitel bringen einen dazu, trotz sehr emotionaler Thematik immer weiterlesen zu wollen und durch die Seiten zu fliegen.

Sehr gut hat mir gefallen, dass wir nicht nur über den Kriminalfall und die Ermittlungen gelesen haben, sondern auch Einblick in das Privatleben der Figuren bekommen. Besonders sympathisch war mir dabei Alpay und seine liebevolle und humorvolle türkischstämmige Familie.
Auch, dass der Autor das Ermittlerduo multikulturell gestaltet hat, fand ich sehr interessant und einprägsam.
Insgesamt hat mir die Charakterzeichnung der Figuren sehr gut gefallen. Der Autor hat zwei sehr eigenwillige Protagonisten erschaffen, die sich aber perfekt ergänzen und die Neckereien der beiden lockern den nervenzehrenden Polizeialltag auf.
Die bodenständige, gefestigte, ältere Ermittlerin Franka nimmt den manchmal noch etwas unbedarften aber engagierten Alpay unter ihre Fittiche. Nichtsdestotrotz begegnen sie sich stets auf Augenhöhe und holen das Beste aus ihren gemeinsamen Ermittlungen heraus.
Auch die Charakterisierung des Täters ist außerordentlich gut gelungen. In manchen Momenten konnte man sogar die Intention nachvollziehen, weil diese schlüssig dargestellt wurde.
Dem Autor ist es gelungen, die Atmosphäre in einem Krankenhaus und im Pflegewesen authentisch einzufangen und auf Missstände in der Pflege hinzudeuten und diese zu kritisieren. Er hat erschreckend dargelegt, mit welchen Problemen Menschen in der Pflege zu kämpfen haben, und wie häufig deswegen z.B. Behandlungsfehler unterlaufen können.
Außerdem wurden spannende medizinische Fakten leicht verständlich in die Handlung eingeflochten.
Der sehr bildliche und lebendige Schreibstil mit den Sichten verschiedener an der Tat beteiligten Personen machte das ganze sehr abwechslungsreich und spannend.
Ein großer Pluspunkt ist, dass der Autor es schafft, nicht nur Spannung, sondern auch Emotionalität durch seine Worte zu transportieren.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich die beiden Ermittler sehr gerne bei ihrem Fall begleitet habe und mich freue, jetzt im Nachhinein auch den ersten Teil der Reihe zu entdecken.
Wer unblutige, spannende und im Medizinbereich spielende Thriller mag, sollte auf jeden Fall einen Blick in dieses Buch wagen!
Außerdem erwähnenswert finde ich, dass man beim Lesen keinerlei Vorkenntnisse zum Vorband haben muss und es auch keiner Spoiler zum ersten gemeinsamen Fall der beiden Ermittler gibt. Man kann dieses Buch also völlig unabhängig lesen.