Rezension

Enttäuschendes Ende

Cassia & Ky 03 - Die Ankunft - Ally Condie

Cassia & Ky 03 - Die Ankunft
von Ally Condie

Bewertet mit 1.5 Sternen

Cassia und Ky ist die erfolgreiche Flucht zur Erhebung, der Rebellenorganisation, gelungen. Sie tun ihr Möglichstes, um diese zu unterstützen. Ky arbeitet als Pilot, Cassia wird nach Central geschickt, um dort wieder als Sortiererin zu arbeiten. Die Rebellion erhebt sich wenig später, als eine Seuche innerhalb der Gesellschaft ausbricht. Die Erhebung schafft es zunächst, die Menschen zu heilen und sich deren Gunst zu verdienen. Doch nur kurze Zeit später mutiert das Virus, und alles gerät außer Kontrolle. Ist die Erhebung wirklich so viel besser als die Gesellschaft? Heiligt der Zweck die Mittel? Cassia setzt alles daran, ein Heilmittel zu finden, weil auch Ky erkrankt ist ...

Schon bei der Veröffentlichung meiner Rezension zum ersten Band bin ich gewarnt worden, dass die Trilogie eine eher unschöne Wendung nimmt und ein wunderschöner erster Band gereicht hätte. Beim zweiten Band konnte ich das noch nicht bestätigen. Zwar hat sich die Geschichte zwischendurch gezogen, insgesamt hat er mir aber immer noch sehr gut gefallen. Beim abschließenden Band wusste ich endlich, was mit der Warnung gemeint war.

Aber fangen wir von vorne an.
Dieses Mal wird nicht nur aus Kys und Cassias Sicht erzählt, sondern auch aus Xanders. Er arbeitet als Arzt offiziell für die Gesellschaft, erledigt aber undercover Aufgaben für die Erhebung. Theoretisch hätte man als Leser also endlich die Gelegenheit gehabt, Xander mal etwas besser kennenzulernen. Dreiecksgeschichten können aufgezwungen und dämlich sein oder sehr schön ausgetüftelt. Hier war es weder noch. Xander gilt als der ideale Partner für Cassia und liebt sie bedingungslos. Er liebt sie so sehr, dass er noch nicht einmal auf Ky eifersüchtig sein kann, und gönnt ihnen ihr Glück. An keinem Punkt versucht er mal, Cassia für sich zu gewinnen. Er steht daneben und bedauert nur im Inneren die Ereignisse. In diesem Beziehungsgeflecht steckte viel Potential, was leider kaum ausgeschöpft wurde. Zusätzlich blieb Xander ein unglaublich flacher Charakter. Er wird durch seine Liebe zu Cassia definiert, und das war es auch schon. Alles, was er tut, gilt ihrem Wohl. Er hat kaum Ecken und Kanten, sodass ich von seiner Sicht der Dinge sehr enttäuscht war.

Auch die anderen beiden Erzählstränge konnten mich nicht wirklich überzeugen und bei der Stange halten, was vor allem daran liegt, dass Cassia und Ky so lange voneinander getrennt sind. Die erste Hälfte gehen sie getrennte Wege, und bis zu den letzten 100 Seiten liegt Ky krank im Bett. Dabei hatte ich schon immer den Eindruck, dass die Reihe hauptsächlich von der Liebe zwischen den beiden lebt. Ich brauche kein großes Rumgeknutsche oder Liebesbekundungen non-stop. Aber hier war es so wenig, dass ich mich fragen musste, was bleibt. Während sich Cassia und Ky im vergangenen Band auch mal gestritten haben, war hier alles Friede, Freude Eierkuchen. Sie waren sich ihrer gegenseitigen Liebe gewiss, und das war es auch.

Was bleibt also noch, wenn die Liebesgeschichte in den Hintergrund gedrängt wird bzw. wenn es diesbezüglich keine Neuerungen gibt?
Was um die Gesellschaft und die Erhebung herum passiert, könnte man als actiongeladen bezeichnen, wenn ich die Geschehnisse nacherzählen würde. Tatsächlich aber kam beim Lesen kaum Spannung auf. Ich nahm alles so hin, aber konnte nicht wirklich mitfiebern.
Das lag zum Teil daran, dass die drei Erzähler zwar irgendwie mittendrin stecken, nicht aber an vordester Front stehen. Cassia wird lange Zeit im Dunkeln gelassen über das Virus und die Aktivitäten der Erhebung. Sie betätigt sich als Poetin und dichtet den lieben langen Tag vor sich hin. Das war's auch schon. Ky fliegt als Pilot das Heilmittel herum. Mehr als mit dem Steuermann und Indie reden tut er auch nicht. Xander verabreicht das Heilmittel und beobachtet die Mutation des Virus aus nächster Nähe. 
Ich habe mich bis über die Hälfte in einem durch gelangweilt und überlegt, ob ich das Buch nicht abbrechen soll. Traurig, wenn die ersten beiden Bücher genau das Gegenteil ausgelöst haben.

Dass Xander und Cassia Schlüsselfiguren in der Herstellung des neuen Heilmittels spielen, fand ich arg konstruiert. Die Gedankengänge des Steuermanns sowie Entscheidungen anderer wichtiger Persönlichkeiten, die dazu führen, dass Xander und Cassia maßgeblich an der Lösung des Problems beteiligt sind, haben mich überzeugt. Es waren mehrere Zufälle sowie merkwürdige Schlussfolgerungen. Ich fand es einfach nicht überzeugend.

Die poetische Sprache, die ich bisher so geliebt habe, hat im Abschlussband angefangen, mir auf die Nerven zu gehen. Cassia dichtet sich dauernd Verse zusammen, und immer werden dieselben Gedichtpassagen zitiert. Irgendwann wird das etwas lästig. Dann gibt es auf der anderen Seite aber auch wieder wunderschöne Passagen. Aber weniger ist manchmal eben mehr.

Wie wohl ersichtlich geworden ist, bin ich ziemlich enttäuscht. Es kommt mir so vor, als wäre mitten im zweiten Teil einfach das Rezept/Konzept der Bücher verändert worden. Das, was vor allem im ersten Band so gut funktioniert hat, wurde später nicht mehr beachtet oder stark in den Hintergrund gerückt, sodass nicht mehr viel übrig gebliebt. Die Wandlung innerhalb der drei Bücher ist einfach so stark, dass man kaum noch den Kern erkennen kann. Ich finde das wirklich schade, weil mich der erste Band so positiv überrascht hat wie kaum ein anderes. Mit der nüchternen und zugleich poetischen Sprache war es einfach mal etwas anderes. Schade, dass es so enden musste.