Rezension

erfrischend anders

Nubila: Das Erwachen
von Hannah Siebern

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich hätte es einer der schönsten Tage ihres Lebens sein sollen, als Kathleen von ihrem Freund Sam auf einen romantischen Ausflug entführt wird. Stattdessen erlebt sie eine Katastrophe, die Kathleen völlig aus ihrem Leben reißt. Nach einem Vampirbiss entwickelt sie sich zu einem Kaltblüter und wird zu einem Leben als Dienerin verbannt. Diese müssen eigentlich still und folgsam sein und ohne eigenen Willen den Befehlen ihrer Herren gehorchen. Kathleen findet sich nur schwer in ihrer neuen Rolle zurecht und gerät damit immer wieder in Schwierigkeiten...

Als ich dieses Buch zur Hand nahm, wusste ich nur, dass es sich um eine Vampirgeschichte handelt. Ich musste schnell feststellen, dass ich völlig falsche Erwartungen hatte und wurde im Verlauf der Geschichte wieder und wieder positiv überrascht.
Hannah Siebern erschafft ganz eigene Vampire, die kaum den klassischen Klischees entsprechen und nach ganz speziellen Regeln leben. Zudem kommen mit den Dienern und den Wilden noch neue Wesen und mit ihnen verbundene Gesetze hinzu. Durch all diese neuartigen Strukturen gibt es nicht nur für Kathleen sondern auch für den Leser viel zu entdecken.

Kathleen ist eine vielseitige Protagonistin, die aufgrund ihres aufmüpfigen Verhaltens immer wieder für spannende Momente sorgt. Mit ihrem Widerwillen, sich anzupassen, gerät sie mehrfach in gefährliche oder brenzlige Situationen, andererseits sorgt sie aber auch für emotionale Momente, da einigen Mitgliedern der Herrenfamilie Sympathien für die Dienerin, die nicht alle Befehle nur kopflos ausführt, entwickeln.
Auch ihren „Herrn“ Jason, der entgegen dem Willen seiner Familie nicht immer die nötige Strenge bei der Erziehung seiner Dienerin an den Tag legt, sowie seine aufgeweckte Tochter habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Insgesamt ergibt sich eine sehr vielfältige Mischung an Charakteren, die eine Menge Konfliktpotential bereithält.

Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich. Es gibt dramatische Szenen, Momente voller Nähe und Zuneigung, aber auch actionreiche Szenen mit hohen Tempo. Im Zentrum steht Kathleens Entwicklung von der Verwandlung bis zur Findung ihrer Rolle in ihrem neuen Zuhause. Dabei ist es spannend, ihren steinigen Weg zu verfolgen und man kann mitfiebern, in welches Fettnäpfchen sie als Nächstes treten wird. Darüber hinaus gibt es immer wieder Einblicke in die Geschichte sowie die komplexen Lebensstrukturen der Vampire, wobei hier längst nicht alle Fragen beantwortet sind.
Obwohl die Geschichte in der dritten Person erzählt wird, erhält man auch immer wieder Einblicke in die Gefühlswelt der Figuren. Der Erzählstil ermöglicht einen umfassenden Überblick über die Handlung und bildhafte Beschreibungen ermöglichen eine leichte Vorstellung der ungewöhnlichen Geschöpfe.

Das Ende ist sehr offen und lässt den Leser mit verschiedensten Hoffnungen und Erwartungen zurück.

Neue, fantasiereiche Ideen, eine mitreißende Geschichte und abwechslungsreiche Figuren machen „Das Erwachen“ zu einem gelungenen Reihenauftakt, der neugierig auf die Fortsetzungen macht.