Rezension

Erinnerungen an einen schmutzigen Engel

Erinnerung an einen schmutzigen Engel - Henning Mankell

Erinnerung an einen schmutzigen Engel
von Henning Mankell

In diesem Moment überfällt Hanna eine Erinnerung. An ihren Vater, an seine Stimme, die gegen Ende seines Lebens nur noch ein Flüstern war. Als verlangte er von ihr, alles, was er sagte, wie ein kostbares Geheimnis zu bewahren. "Ein schmutziger Engel. Das ist es, was du bist".

Inhalt
Africa Hotel, Beira 2002: da die afrikanische Kälte schlimmer war, als seit vielen Jahren, hackt Jose Paulo ein Loch in einen verrotteten Fussboden. Er möchte das Parkett als Brennholz verwenden und stößt dabei auf das Tagebuch von Hanna Lundmark aus dem Jahr 1905.

Hanna ist 18 Jahre alt als ihre Mutter sie mit dem Schiff nach Australien schickt. Auf diesem arbeitet sie als Köchin und heiratet den Steuermann Lars Lundmark. Das Glück ist jedoch nur von kurzer Dauer, da er nur 3 Monate später stirbt. In ihrer Trauer geht sie bei einem Landgang vom Schiff und bleibt in der portugiesischen Kolonie Mocambique. Dort heiratet sie einen Bordellbesitzer, der ebenfalls kurz nach der Hochzeit verstirbt und ihr das Bordell vererbt. Sie leitet dieses und wird dadurch sehr reich. Eines Tages ist sie jedoch spurlos verschwunden.

Meine Meinung
Henning Mankell hat ein für seine Verhältnisse ungewöhnliches Buch geschrieben. So ungewöhnlich, dass ich Mankell in diesem nicht "finden" konnte. Ich habe in der Vergangenheit alle Wallander-Krimis, aber auch seine Afrika-Romane gelesen und finde diese Geschichte so ganz anders. Das soll aber nicht bedeuten, dass mir das Buch nicht gefallen hat, es hat nur der letzte Funke gefehlt, der mich bei den anderen Mankell-Büchern so begeistern konnte.

Hanna ist für mich bis zum Schluss blass geblieben. Ich habe sie als verschüchtertes Mädchen kennenlernen dürfen und auch wenn es eine Entwicklung zu einer Frau, die durch die Ereignisse in ihrem Leben gewachsen ist, gab, so blieb diese sehr unter der Oberfläche. Richtig deutlich wurde die Veränderung zur starken Frau für mich nicht und auch fiel es mir schwer Sympathie für sie zu hegen.

Mankell schreibt das Buch aus der Perspektive des Beobachters. Ich mag seinen Erzählstil eigentlich sehr gerne. Hier war er mir jedoch zu distanziert, sodass es schwer war eine Beziehung zu den Protagonisten herzustellen.

Interessant finde ich, dass dem Roman eine wahre Geschichte zu Grunde liegt und Mankell anhand weniger Informationen das Buch geschrieben hat. Für mich hätte die Erzählweise allerdings lebendiger und spannender sein können.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich dem Buch 3 oder 4 Sterne geben soll und habe mich für 4 entschieden, weil der Roman alles in allem gut geschrieben war und ich ihn, bis auf die oben genannten Schwachpunkte, auch gerne gelesen habe.

Fazit
Echte Mankell-Fans werden eine Überraschung mit dem Buch erleben, weil es so völlig anders ist, als alle seine vorherigen Werke. Mir hat er mit Abzügen in der B-Note dennoch gut gefallen.