Rezension

Erst super, dann verwirrend

Frau Shibatas geniale Idee -

Frau Shibatas geniale Idee
von Emi Yagi

Bewertet mit 3 Sternen

Auf „Frau Shibatas geniale Idee“ bin ich kürzlich auf Instagram aufmerksam geworden. Der Klappentext klang interessant und witzig aber mit gerade einmal 200 Seiten war es mir zu dünn zum Lesen. Als ich es als Hörbuch entdeckte, entschied ich mich für diese Variante. 
Maren Ulrich liest mit klarer, angenehmer Stimme. Sie transportiert die unterschiedlichen Stimmungen und Charaktere sehr gut und haucht insbesondere der Ich-Erzählerin Frau Shibata Leben ein. 
Die Geschichte beginnt komödiantisch, denn Frau Shibata erfindet eine Schwangerschaft um nicht mehr ständig ihre männlichen Kollegen bedienen zu müssen. 
Obwohl es immer wieder Momente gab, die mich auflachen ließen, kristallisiert sich schnell heraus, dass dies keineswegs ein seichter Roman ist. 
Stellvertretend am Beispiel Shibata erzählt Emi Yagi von den Missständen, mit denen Frauen in der Berufswelt konfrontiert werden. Allen voran die fehlende Wertschätzung der männlichen Kollegen, Ausbeutung durch den Arbeitgeber bis hin zu verbaler und sexueller Belästigung sowie auch Diskriminierung im Privatleben, wenn man sich nicht dem gängigen Familienkonzept unterwirft. 
Die erste Hälfte dieses Buches hat mir wirklich gut gefallen und ich empfand es als gute Mischung zwischen Humor und Gesellschaftskritik. 
Shibata ist eine eher einsame Frau und ich habe mich über ihre Alltagserfolge und ihre neuen Freundinnen, zu denen ihr die „Schwangerschaft“ verholfen hat, gefreut. 
Auf der anderen Seite hat es mich richtig wütend gemacht, wie sie von ihren Kollegen ausgenutzt wurde (zum Beispiel um Instantkaffee! zu kochen), dass ich mit Genugtuung verfolgt habe, wie sie den eingebildeten Herren ein Schnippchen schlägt. 
In der zweiten Hälfte konnte mich die Geschichte leider kaum noch zum lachen bringen und ich fand sie trotz der Kürze etwas langweilig. Zudem wurde die Handlung zunehmend verwirrend und ich habe zwischendurch nicht mehr richtig durchgeblickt. Zum Glück löst die Autorin am Ende alles Gut auf, so dass sich ein Aha-Effekt einstellt.