Rezension

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Erstling mit beachtlicher Steigerung

Die Tote am Lago Maggiore - Bruno Varese

Die Tote am Lago Maggiore
von Bruno Varese

Bewertet mit 4 Sternen

Der Einstieg ins Buch war nicht so einfach: viele italienische Wörter, die man auch auf Deutsch schreiben hätte können oder zumindest nur einmal auf Italienisch. Macelleria tönt halt netter als Metzgerei, aber es wirkte aufgesetzt. Zudem musste ich mich auch noch über die Unüberlegtheit von Matteo ärgern: Pflutschnass dringt er in ein Haus ein und hinterlässt natürlich Spuren, dann setzt er sich auch noch mit einem Buch hin und beginnt zu lesen... Jo also chumm hey... Dazu raucht er wie ein Schlot und hat überall Kopfschmerztabletten verteilt für den Notfall.
Nein, der Protagonist hatte wahrlich keinen guten Start bei mir. Ich bin mir auch jetzt noch nicht sicher, wie ich ihn finde; ans Herz gewachsen ist er mir nicht. Dennoch macht er einen guten Job und hat auf jeden Fall den richtigen Riecher. Als seine Bekannte Gisella eines Morgens nicht auftaucht, macht er sich auf die Suche nach ihr und gibt nicht auf, obwohl er oft sehr träge daher kommt. Auf den 304 Seiten bringt Matteo Erstaunliches ans Licht. Gisella war eine Freundin, doch augenscheinlich hat er sie nicht wirklich gekannt. 

Genau so geht es dem Leser bei Matteo: man erfährt, dass er früher Polizeipsychologe war und er seinen Job aufgab, doch nicht nur weil er die Metzgerei seines Vaters fortführen will. Es gibt zwar viele Andeutungen, aber der tiefere Grund dazu erschliesst sich dem Leser nicht. 
Einige Charaktere, die bei einer allfälligen Fortsetzung sicher wieder auftauchen, hab ich im Gegensatz zu Matteo sofort ins Herz geschlossen: Sergio, Luigi und Flavio. Ihnen gehört die Autowerkstatt und sie haben das Herz am rechten Fleck. Leider trifft dies nicht auf Kommissar Buffon zu, der skeptisch gegenüber Matteo ist und ihn sogar verdächtigt. Zum Glück dient Kommissarin Nina Zanetti als Puffer, sie gibt Matteo oft Rückendeckung.

Der Plot ist bis auf die erwähnten Schwächen durchdacht. Auch die Szenen in Mailand fand ich spannend und aktuell. Das überraschend inszenierte Ende lässt den schleppenden Anfang und die vielen Wiederholungen fast vergessen. Einem zweiten Teil würde ich jedenfalls eine Chance geben.
Für Ortsunkundige ist auf der ersten Seite eine Karte der Umgebung abgedruckt, was ich sehr hilfreich empfand, da ich nur die Schweizer Seite des Lago Maggiore kenne.  

Fazit: Ein Erstling an schöner Location, aber mit schleppendem Anfang, der sich zum Glück zum Ende hin beachtlich steigert.
Knappe 4 Punkte.