Rezension

Etwas anderer Psychothriller voller Familiengeheimnissen

Gute Nacht, Frau Holle
von Marie H. Berger

Bewertet mit 5 Sternen

Ein etwas anderer Psychothriller, der mit deutlicher Sprache überzeugt und langsam aber sicher die Leserschaft packt.

Inhalt:
Kristin arbeitet im Kiosk ihrer Freundin Lina. Diese glaubt sich immer mehr verfolgt von einer unheimlichen Frau. Kristin versucht ihr zu helfen, doch als schließlich der Kiosk abbrennt und Lina dabei beinahe umkommt, ist sie selbst am Ende ihrer Hilfsmöglichkeiten angekommen. Als sie in ihrem Briefkasten auch noch ein kleines Buch findet, muss sie feststellen, dass sie genug eigene Probleme hat, von denen sie bisher noch nichts ahnte. Die gefährliche Reise in ihre Familienvergangenheit hat gerade erst begonnen.

Setting und Stil:
Der Psychothriller führt uns nach Weinheim an der Bergstraße. Da die Autorin dort lebt, fällt es ihr nicht schwer, dem Leser die Handlungsorte nahe zu bringen. Die Stadt lebt und die Charaktere passen perfekt in die Umgebung.
Die Kapitel sind in relativ kurze Unterabschnitte aufgeteilt, in denen verschiedenste Charaktere zu Wort kommen. Man gewöhnt sich schnell an die verschiedenen Sichtweisen, die sich teilweise überschneiden und bekommt die Gelegenheit, der Handlung aus allen Richtungen zu folgen. Die mehr oder minder schönen Situationen werden ohne ein Blatt vor den Schriftstellerinnenmund zu nehmen dargestellt.

Charaktere:
Kristin ist eine starke junge Frau, die weiß was sie kann und will, jedoch im Verlauf des Buches erfahren muss, dass der Unterbau ihres Lebens vielleicht doch leichter als gedacht zu erschüttern ist. Es bringt Spaß, ihr bei ihren Erlebnissen über die Schulter zu schauen, auch oder vielleicht gerade weil man lange nicht weiß, wohin der Weg führen wird.
Diese Ungewissheit dehnt sich natürlich auch auf Lina und die anderen Charaktere aus. Die Anfangssituation wird kräftig durchgeschüttelt und mit ihr alle Charaktere. Man weiß als Leser selbst kaum, zu wem man halten soll, wer einem ans Herz wächst und wem man alles Mögliche zutraut.
Eine gelungene Mischung, die uns in die psychologischen Tiefen der Charaktere entführt.

Geschichte:
Die Geschichte beginnt mit einem Knall und endet natürlich auch mit einem solchen. Dazwischen gibt es viele Irrungen und Wirrungen, Überraschungen und Schockmomente. Trotzdem handelt es sich nicht um einen typischen Thriller. Die Geschichte bekommt viel Zeit sich zu entwickeln, die Charaktere viel Raum, damit sich der Leser mit ihnen beschäftigen kann und es ist eher zum miträtseln, als dass man alle paar Seiten vor thrilligen Elemente vom Hocker gehauen wird.

Fazit:
Gerade weil es sich bei dieses Buch um keinen typischen Thriller handelt, wird er umso interessanter für LeserInnen, die das Besondere lieben. Starke Charaktere, eine beinahe unfassbare Handlung und ein Schreibstil, der das Eintauchen in das Buch leicht macht. Ein Wechselbad der Gefühle wartet darauf durchlebt zu werden. Ich kann es für LeserInnen ab mindestens 16 Jahren empfehlen, wobei man nicht zu zartbesaitet sein sollte. Ein Thriller, der unter die Haut geht, bewegt und mitten ins Herz trifft.