Rezension

Faszinierende und fesselnde Spurensuche - die letzten Tage des Erzherzogs Franz Ferdinand

Endstation Sarajevo - Frank Gerbert

Endstation Sarajevo
von Frank Gerbert

Ein fesselnd geschriebenes, hochwertiges, humorvolles Sachbuch, das ich voll und ganz empfehlen kann!

Inhalt

Frank Gerbert, der bereits das Tagebuch über die Weltreise des Erzherzogs Franz Ferdinands herausgegeben hat, begab sich wortwörtlich auf Spurensuche: er folgte Ort für Ort, Tag für Tag, Franz Ferdinands letzte Reiseroute nach Bosnien, wo dieser bekanntermaßen durch ein Attentat in Sarajevo ums Leben kam und welches als der Auslöser für den 1. Weltkrieg gilt. Die siebentätige Reise führt von Böhmen, Wien, Italien, Kroatien nach Bosnien. Dabei werden jedoch nicht nur die Ereignisse Franz Ferdinands und die Erlebnisse des Autors in unserer Zeit dargestellt, sondern es wird auch näher auf den Bosnienkrieg der Jahre 1992-1995 eingegangen.

 

Meine ausführlichere Meinung

Sollte ich sagen, was mir an diesem Buch nicht gefallen hat, ich könnte nichts nennen. Schon allein die Aufmachung ist qualitativ besonders hochwertig und leserfreundlich: dickes, griffiges Papier; eine Karte zu Beginn des Buches, auf der die genaue Reiseroute eingezeichnet ist; viele Fotos - auch oft eine Gegenüberstellung von historischen Schauplätzen damals und heute; gute, klare Strukturierung (die einzelnen Kapiteln haben auch noch mehrere schlagwortartige Unterüberschriften - ideal zum Nachblättern und raschen Zurechtfinden); ausführliche Recherchen und für die ganz Genauen Fußnoten, die man im Anhang - zusammen mit einem ausführlichen Quellenverzeichnis - finden kann.

Gerbert schreibt äußerst humorvoll und lebendig, besonders die Landschaftsbeschreibungen geben einem das Gefühl, als säße man direkt neben ihm. Geschickt versteht er es, die für mich perfekte Mischung von historischen Ereignissen und seinen eigenen Reiseerlebnissen zu präsentieren. Gerade sein Blick fürs Detail hat mich fasziniert sowie seine Hingabe, seine Reise so genau wie möglich - sowohl was die Streckenführung als auch den zeitlichen Ablauf angeht - wie die letzte Reise Franz Ferdinands zu gestalten. Auch hat er oft einen wahrlich detektivischen Spürsinn bewiesen, um Aufnahmeorte historischer Fotos ausfindig zu machen - was angesichts des Wandels der Orte sowie der Tatsache, dass zum Beispiel viele Straßen heute ganz anders heißen, sicherlich eine Herausforderung war.

Ich fand dieses Buch äußerst spannend und habe viel lernen können, vor allen Dingen über den Bosnienkrieg. Abgerundet wird das Ganze für mich durch mehrere geschickt eingeflochtene Zitate sowie den letzten Abschnitt des Buches, der als "Nachgedanken und Hintergedanken" die passende Überschrift hat und näher darauf eingeht, wie wer auf den Tod Franz Ferdinands reagiert hat und welche Verschwörungstheorien teilweise im Raum stehen.

 

Fazit

So, wie einem hier Geschichte näher gebracht wird, soll es sein! Informativ, aber nicht langweilig. Fesselnd und humorvoll. Detailliert, aber nicht mit Fakten erschlagen. An passenden Stellen illustriert und zitiert. Kurzum: Für mich ein wahres Lesehighlight, das ich wärmstens, allerwärmstens, wüstenwärmstens empfehle!