Rezension

Geschichtlich interessant

Endstation Sarajevo - Frank Gerbert

Endstation Sarajevo
von Frank Gerbert

Bewertet mit 5 Sternen

==Buchbeschreibung: ==

Frühsommer 1914: Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand reist nach Bosnien- Herzegowina, um seinen Machtanspruch zu unterstreichen: Dort nimmt er mit seiner Frau ein „Bad in der Menge“. Es endet schrecklich: Sie werden von einem proserbischen Nationalisten erschossen. An der Tat entzündet sich der Erste Weltkrieg.
Der deutsche Journalist und Autor Frank Gerbert folgt den Spuren des Erzherzogs auf seiner Reise nach Sarajevo taggenau ein Jahrhundert nach dem Attentat. Er inspiziert die Stätten, an denen der hohe Gast Halt machte, und vergleicht die Szenerien von damals mit heute. Er kommt durch ein verwundetes, zerrissenes Bosnien: Der Zwist unter den Volksgruppen, der schon 1914 brodelte, eskalierte in den 1990er-Jahren zu einem fürchterlichen Krieg. Immer wieder stößt er auf Menschen, die sich zurücksehnen nach der österreichischen Zeit: „Ohne diesen Terroristen würden wir heute alle Deutsch sprechen und Mercedes fahren!“, meint einer von ihnen.

== Leseeindrücke:  ==

Die letzten sieben Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand. Eine Spurensuche von Böhmen bis Bosnien … So lautet der Untertitel des Buches und genau das ist, was wir vorfinden: Ein akribisch durch den Autor rekonstruierter Ablauf, was Franz Ferdinand in der Woche vor seiner Ermordung erlebte, fühlte, wie seine Reiseroute nach Sarajevo verlief. Der Autor begibt sich auf den Spuren des Erzherzogs auf seiner Reise von  Bosnien Herzegowina bis in den Tod in Sarajevo. Geschichtlich war dieses Attentat der Auslöser des Ersten Weltkrieges. Der beeindruckendste und wohl wichtigste Teil des Buches ist das letzte Kapitel, der letzte Tag im Leben des Franz Ferdinands und seiner Frau Sophie, die bei einem Attentat durch proserbische Nationalisten ihr Leben lassen mussten.  Das Attentat ist dermaßen fesselnd beschrieben, dass man fast das Gefühl bekommt es selbst mit- und überlebt zu haben.

Das gesamte Buch ist reich bebildert. Der Autor stellt viele Schauplätze dar: Damals anno 1914 und wie es heute am Platze des Attentats aussieht, oder aber auch das Hotel, in dem das Paar nächtigte damals und heute. Reise und Plätze sind dermaßen detailliert und realitätstreu beschrieben, dass man gedanklich mitreist.

Ich muss zugeben, dass ich mich noch nie zuvor mit dem Attentat und dessen Folgen beschäftigt hatte, weil es einfach zu lange vor meiern Zeit liegt. Nun bin ich wirklich um einiges an Wissen bereichert worden und danke dem Autor für dieses Wissen, das er mir vermittelt hat, für die Gefühle, die er in mir ausgelöst hat und für die Ehre, die er den beiden Toten entgegengebracht hat.

 

by esposa1969