Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tödliche Fälschung - Thomas Baum

Tödliche Fälschung
von Thomas Baum

Bewertet mit 5 Sternen

„...Gravierend verschobenes Selbstbildnis, hätte Karoline gesagt. Jede Menge blinder Flecken bei zugleich mangelndem Reflexionsvermögen, dafür mit jeder Menge Zulagen ausgestattet und hervorragend bezahlt...“

 

Nina Bertini ist seit ihrer Geburt blind. Doch sie möchte einmal bei einem Marathon mitlaufen. Deshalb trainiert sie mit ihrem Hund Haku. Plötzlich bleibt der Hund stehen und knurrt. Es fällt ein Schuss und Nina wird fortgezerrt.

Tanja Lindinger ist Saalmeisterin im Konzerthaus. Sie ärgert sich mit den Launen der Stars herum. Als der Bratschist Holl nicht erscheint, begibt sie sich in seine Garderobe – und findet einen Toten.

Hauptkommissar Robert Worschlädl ist mit seiner Frau Karoline auf den Weg ins Konzert. Er kommt gerade zurecht, um den Fall übernehmen zu können.

Der Autor hat einen fesselnden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte halten den Spannungsbogen hoch. Sehr gut werden die Protagonisten charakterisiert. Das geschieht weniger durch Worte, mehr durch ihr Verhalten und den Blick in ihre Gefühlswelt.

Nina ist nach dem Tode der Eltern bei ihrem Großvater aufgewachsen. Sie ahnt nicht, dass er der Grund für ihre Entführung ist, weil er sich erlaubt hat, zu den falschen Leuten „Nein“ zu sagen. Schon zu Beginn wird deutlich, dass Nina ihren Großvater mag und zu ihm ein innig Verhältnis hat. Sie hat es außerdem gelernt, in jeder noch so schwierigen Situation nach einem Ausweg zu suchen und sich nicht aufzugeben.

Robert Worschädl hat das große Glück, dass er eine Frau an seiner Seite hat, die Verständnis für die Unwägbarkeiten des Berufes hat. Weniger gut kommt er mit seinem karrieregeilen Chef Stefan Schweizer aus. Die Dialoge zwischen beiden gleichen einem Schlagabtausch. Für besondere Situationen im Geschehen sorgt Worschädls Höhenangst.

Seine berufliche Partnerin Sabine Schinagl fechtet gerade heftige Kämpfe mit ihrer pubertierenden Tochter aus. Dadurch hat sie für dienstliche Belange nicht immer den Kopf frei.

Das Eingangszitat beschreibt exakt den Politiker Sedlak. Von seinem dienstlichen Konto ist eine große Menge Geld verschwunden. Natürlich ist er sich keiner Schuld bewusst.

Der Schriftstil und die Wortwahl passen sich gekonnt den Gegebenheiten an. Das folgende Zitat beschreibt die Dirigentin beim Gespräch mit Worschädl:

 

„...Schräg nach außen vorgestreckte Arme, Handflächen nach oben, eine impulsive und breite Geste der Entrüstung. Dazu eine Körperspannung, die gewohnt war, sich Raum zu verschaffen...“

 

Zu einem der stilistischen Höhepunkt gehört für mich der Besuch von Wörschädl mit seiner Frau in der Oper „Rigoletto“. Der Gesang auf der Bühne und Worschädls Gedanken und Verhalten wirken wie eine gewollte Einheit.

Ab und an blitzt im Gespräch der Kriminalisten ein feiner Humor auf. Das gilt auch für die Dialoge von Worschlägl mit seiner Frau.

Gekonnt kreiert der Autor ein paar Nebenschauplätze, deren Sinn für die Auflösung des Falles sich nach und nach entschließt. Missgunst und Neid im Kreise der Musiker sorgen für mögliche Verdächtige. Doch der Fall zieht schnell weitere Kreise. Mehr möchte ich aber dazu gar nicht sagen.

Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Ermittlungen waren spannend, die Kriminalisten wirken sympathisch und in der Geschichte sind viele kleine sprachliche Feinheiten versteckt.