Rezension

Fesselnd, spannend und ungewöhnlich

Wie Sterben geht -

Wie Sterben geht
von Andreas Pflüger

Bewertet mit 5 Sternen

Nina Winter, eine junge Datenanalystin im Dienst des BND, wird im Eilverfahren zur Agentin ausgebildet, weil ein wichtiger KGB-Agent namens Pilger explizit sie als Verbindungsführerin ausgewählt hat. Jahre später, nachdem ihr Einsatz längst beendet ist, soll es an der Glienicker Brücke zu einem Agentenaustausch kommen - Pilger soll in den Westen geholt werden. Da sie die Einzige ist, die ihn identifizieren kann, ist ihre Anwesenheit unbedingt erforderlich. Doch während des Austauschs kommt es zu einem Inferno …. 

Nach einem überaus spannenden Einstieg tat ich mich überraschenderweise über längere Zeit zunächst schwer mit der Lektüre. Viele mir nicht geläufige russische Namen und Bezeichnungen in Verbindung mit Pflügers kompaktem, aber dennoch sehr detailliertem, anschaulichem Schreibstil sorgen zwar für eine dichte und atemraubende Atmosphäre, vermindern jedoch mein sonstiges Lesetempo und ziehen trotz des unbestritten vorhandenen Spannungsbogens die Vorgeschichte zu den Ereignissen an der Brücke etwas in die Länge. Doch dann ist Action angesagt. Zunehmendes Tempo, unvorhergesehene Wendungen und explosive Szenarien vor der sehr realistisch inszenierten Kulisse des kalten Krieges ziehen mich als Leser vollkommen in den Bann und lassen mich das Buch kaum noch weglegen. 

Auch die Protagonisten sind anschaulich und greifbar, allen voran natürlich Nina Winter. Trotz ihrer Unerfahrenheit ist sie mit allen Fertigkeiten ausgestattet, die ein Superagent zum Überleben benötigt, der „Plot Armor“, wie ich mir sagen ließ, ist durchgehend aktiv. Dennoch ist die Lektüre absolut fesselnd und unterhaltsam, unter anderem auch, weil Nina Winter nicht nur im übertragenen Sinne schlagfertig ist, sondern auch viele Wortwechsel bzw. Wortgefechte souverän für sich entscheidet, was die Lektüre ein wenig auflockert und mich stellenweise schmunzeln lässt. Der Zuschauer ist nah an den Geschehnissen, leidet und hofft mit den Figuren und ist erleichtert, wenn eine brenzlige Situation wieder einmal -wenn auch nur knapp- überlebt wurde. 

„Wortgewaltig“ wird die Geschichte auf dem Cover des Buches selbstbewusst angekündigt, was ich nach der Lektüre so nur unterstreichen kann. Als einfaches Beispiel duscht Nina Winter nicht nur heiß, sondern brüllend heiß, was einerseits in dieser Form, aber auch häufig durch gehobene sprachliche Ausdrucksweisen auffällt. Anschauliche Vergleiche und Pflügers eigener Sprachstil, bei dem größtenteils überflüssige Worte aus den Sätzen entfernt wurden und Beschreibungen häufig fast wie Aufzählungen wirken, tragen zu diesem Eindruck bei, womit die Handlung noch etwas intensiver wird. 

Insgesamt fand ich das Buch klasse. Fesselnd, spannend, ungewöhnlich aber schlüssig und immer wieder unerwartet - bis zum Ende. Sehr empfehlenswert!