Rezension

Feuerland im Jahr 1859

Der Ruf des Sturmvogels - Rebecca Maly

Der Ruf des Sturmvogels
von Rebecca Maly

Bewertet mit 5 Sternen

Als der Unternehmer Newille merkte, dass sein Geschäft mit Kakao, Kaffee und Gewürzen dem Untergang geweiht ist, versucht er sein kleines Handelsunternehmen durch Spekulationen zu retten, leider erfolglos. Daraufhin erleidet er einen  Herzinfarkt und hinterlässt seiner Frau und seinen Töchtern Claire und Stella so hohe Schulden, dass sie gezwungen sind das Anwesen zu verkaufen, das viele Jahre ihre Heimat war.

Da kommt das Angebot von Onkel Longacre, einem Halbbruder des Verstorbenen, gerade richtig. Er arrangiert in seiner Wahl-Heimat – im fernen Chile – eine Ehe zwischen Claire und dem wohlhabenden Schafzüchter Shawn Fergusson und so machen sich Stella und ihre Schwester Claire auf den langen Weg per Schiff nach Chile.

Dort angekommen fühlt sich nicht Claire sondern Stella von Shawn magisch angezogen ………..

Mein Eindruck:

Die Schwestern Claire und Stella könnten unterschiedlicher nicht sein. Claire, die ältere der Schwestern, hätte ihr Leben eigentlich gerne im Kloster verbracht. Sie ist ruhig, zurückhaltend und fast schon verschlossen. Stella ist das komplette Gegenteil; lebenslustig, lebenshungrig und für die Zeit in der der Roman spielt vermutlich auch ein klein wenig zu forsch. Beide lebten bisher wohlbehütet in Buenos Aires und werden ins weit entfernte Chile verschickt weil Claire dort als erste der Schwestern verheiratet werden wird. Für Stella soll ein Mann vor Ort gefunden werden. Eine Reise, die die Schwestern zusammenschweißt.

Rebecca Maly beschreibt die Vegetation und das Klima auf der Insel Feuerland so authentisch, dass man fröstelnd die Schultern zusammenzieht wenn der raue und kalte Wind über das Land bläst.

Sehr eindrucksvoll beschreibt Rebecca Maly auch die einheimischen Selk’nam die von den Kolonial-Einwanderern gejagt und getötet wurden, sie wurden als Freiwild betrachtet und einfach abgeschlachtet. Damals gab es Prämien für abgeschnittene Ohren oder Köpfe.

Über einen Farmarbeiter hat die Autorin geschickt eine Brücke gespannt zwischen den urtümlichen Selk’nam die noch niemals Kontakt zu den weißen Farmern hatten und Navarino, der sich auf der Farm der Fergussons seinen Lebensunterhalt verdient weil auf dieser Estanzia keine Vorurteile gegen die Eingeborenen herrschen.

Nicht zu vergessen die beiden Forscher Constantin Moss und Professor Holton, die durch die Lande reisen um Pflanzen zu katalogisieren die zu einem späteren Zeitpunkt in das Geschehen auf der Estanzia der Fergussons verstrickt werden.

Da ich sehr gerne Romane über die Kolonialzeit im 19. Jahrhundert lese, passte dieses Buch genau in mein Beuteschema. Bisher führten mich diese Lektüren jedoch immer eher nach Australien oder Neuseeland als nach Chile und somit konnte ich aus diesem Buch noch einiges mitnehmen an interessanten Informationen über Flora und Fauna.