Rezension

Für alle Liebhaber des viktorianischen Zeitalters, die sich von Geschichte gleichermaßen wie von pikanten Ausschweifungen hinreißen lassen.

Die dritte Sünde - Eva-Ruth Landys

Die dritte Sünde
von Eva-Ruth Landys

Bewertet mit 4 Sternen

“Die dritte Sünde” ist das zweite Werk von Eva-Ruth Landys und der Auftakt einer Trilogie, die im viktorianischen England spielt.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen. Zwar nicht superspannend, aber trotzdem sehr flüssig, so dass man sich gut in die Geschichte hineinfallen lassen kann. Das Ganze spielt sich im 19. Jahrhundert ab und im Text finden sich immer wieder Bezeichnungen, die damals zum Sprachgebrauch gehörten, heute aber teils nicht einmal mehr bekannt sind, wie z.B. “eine halbe Wache”, was in etwa 2 Stunden entspricht.

Gelöst wurde dies aber richtig toll. Die Autorin verzichtete nicht auf derartige Bezeichnungen, was noch mehr dazu beiträgt, dass man sich in einer anderen Epoche wähnt und dafür gibt es Fußnoten, welche die ungewohnten Ausdrücke am unteren Rand der Seite erklären. Das gleiche gilt auch für grobe geschichtliche Ereignisse, Personen, die wirklich existierten und Währungsumrechnungen – was wirklich sehr interessant ist und den Leser noch tiefer in die vergangene Zeit eintauchen lässt.

Richtig gut ausgearbeitet wurden auch die Charaktere – allen voran die Protagonistin Isobel de Burgh, die ich regelmäßig verprügeln wollte, weil sie so ein unausstehliches, intrigantes Biest ist. Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem eine derart hassenswerte Person die Hauptrolle spielte. Einen weiteren wichtigen Platz nimmt Cathy Thomson ein, die Tochter eines Landarbeiters, die von Isobel mit 12 Jahren als Spielgefährtin auserwählt und später die Zofe der herrischen jungen Frau wird bzw. werden muss. Der dritte im Bunde ist Aaron Stutter, der junge Stallmeister auf dem Anwesen der de Burghs und Isobels unfreiwilliges Lustobjekt.

Auffallend ist, dass es zwar durchaus immer wieder erotische Szenen gibt, die Story aber trotzdem nie ins Niveaulose abrutscht. Der interessante geschichtliche Aspekt und die immer wieder auftauchende Erotik existieren erstaunlicherweise nebeneinander, ohne sich gegenseitig abzuschwächen. Und dann ist da noch ein Hauch von Liebesgeschichte zwischen Aaron und Cathy und der Einblick in die höhere Gesellschaft, nachdem Isobel den reichen Geschäftspartner ihres Vaters heiraten muss, was sie aber nicht von ihren sexuellen Eskapaden abhält.

Auf den ersten Blick wirkt das nun natürlich, als gäbe es keinen wirklichen Handlungsstrang – was aber nicht so ist. Im Grunde genommen ist der rote Faden der, dass Cathy sich eigentlich gerne aus Isobels Fängen befreien würde, es aber nicht schafft, da sie ihre Familie, die bei den de Burghs angestellt ist, schützen möchte. Isobel weiß das ganz genau, nutzt diese Macht nicht gerade knapp aus und zerstört Cathy dabei immer mehr.