Rezension

Für mich leider keine Spannung

Blauer Montag - Nicci French

Blauer Montag
von Nicci French

Bewertet mit 3 Sternen

Der Leser begleitet im Reihenauftakt von Nicci French über den größten Teil die Psychotherapeutin Frieda Klein durch London. Frieda ist sehr strukturiert, liebt die Eigenbrötlerei und ist auf ihre ganz eigene Art eine sympathische Person. Ebenso verschroben ist auch Kommissar Karlsson. Fest gewillt den Fall zu lösen, trifft er mit seiner schrulligen Art bei Frieda genau auf die Frau, die ihn auf die Spur bringt und deren Hilfe er immer wieder gern in Anspruch nimmt. Die beiden sind sich dann auch so ähnlich, dass sich eine sehr unterhaltsame Mischung ergibt. Die Ironie und die Spur Sarkasmus in den Dialogen der beiden haben mir sehr gut gefallen. Das war dann allerdings auch schon alles, was einer positiven Erwähnung Not tut, der Rest gestaltete sich eher in gepflegter Langeweile. Lediglich der Prolog und die wenigen Absätze, in denen zu Beginn des Romans noch der Täter zu Wort kam, hatten einen Hauch von Spannung. Leider ist es der Autorin gelungen, dies schon nach wenigen Kapiteln ausschleichen zu lassen, denn genau am Ende zeigt sich, dass gerade da das Spannungspotential gelegen hätte. Dafür gab es dann noch eine Szene im Buch, die mich wahrscheinlich noch lange an „Blauer Montag“ erinnern wird: Frieda und ein Patient, der später als „eher klein und stämmig gebaut“ beschrieben wird, sitzen im Therapieraum. Es knirscht und plötzlich bricht ein Arbeiter durch die Zimmerdecke. Der Arbeiter steht auf, nichts passiert und verlässt nach einem kurzen Wortwechsel den Raum. Der Patient steht auf. „Er zerrte den Sessel unter das Loch und stellte sich darauf. Frieda starrte einen Augenblick zu dem Loch hinauf, durch das soeben Alans Kopf verschwand, dann wanderte ihr Blick zu seinen Füßen und Schuhen auf ihrem Stuhl. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.“ Und, auch gemerkt? Ich weiß auch nicht mehr, was ich da sagen soll. Wie hoch sind denn in London die Zimmerdecken?

Ich habe ein Buch gelesen, das mich doch irgendwie unterhalten hat. Es war ein bisschen so, als würde man dicke Fausthandschuhe anziehen, ehe man zum Besteck greift, oder auf der Autobahn im zweiten Gang mit angezogener Handbremse auf der Überholspur schleichen. Kann auch alles Spaß machen, wenn man der Typ dafür ist. Abraten möchte ich keinem, aber ein Thriller, wie es vorn drauf steht, versteckt sich zwischen den Buchdeckeln nicht.