Rezension

Furchtbarer Schreibstil

Totenfrau - Bernhard Aichner

Totenfrau
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 1 Sternen

Brünhilde Blum ist Bestatterin und hasst ihren Vornamen, weshalb sie sich nur Blum nennt. Als ihr Ehemann Mark bei einem Unfall stirbt, bricht für sie eine Welt zusammen. Bald schon findet sie jedoch Hinweise darauf, dass Marks Tod doch nicht so zufällig war, wie es scheint, und macht sich auf, um Rache zu üben…

Die Geschichte wird in der dritten Person aus der Sicht von Blum erzählt. Der Stil wurde dabei so gewählt, dass es nicht an einen Beobachter erinnert, sondern eher so erscheint, als würden dem Leser Blums Gedanken direkt mitgeteilt. Mit der verwendeten Zeitform ist der Autor Bernhard Aichner sehr inkonsequent. Grundsätzlich ist das Buch im Präsens geschrieben. Zeitlich springt die Handlung aber immer wieder vor und zurück, wobei bei den vergangenen Geschehnissen teilweise das Präteritum verwendet wird, dann aber wieder Perfekt oder Präsens, ohne dass ich erkennen konnte, warum wann welche Form benutzt wurde.

Die Protagonistin Blum war mir von Beginn weg unsympathisch. Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung, wie Blum ihre Eltern umbringt. Sie wurde ja schliesslich als Kind misshandelt und durfte nie ihren eigenen Weg gehen, da scheint es wohl zu viel verlangt zu sein, dass sie mit nun 24 Jahren einfach den Kontakt abbricht. Dann hätte sie ja schliesslich nicht Villa, Familienunternehmen und Segelyacht erben können… Auch sonst scheint ihr das eigene Wohl stets an erster Stelle zu stehen. Als es ihr schlecht geht und sie menschliche Nähe braucht, hat sie keine Hemmungen, mal eben mit einem guten Kumpel, der schon seit Jahren unglücklich in sie verliebt ist, ins Bett zu gehen, um sich zu trösten. Wie es ihm danach geht, darauf verschwendet sie keinen Gedanken.

Die Handlung ist einerseits sehr voraussehbar, andererseits aber auch immer wieder total unrealistisch und von Logiklöchern durchsetzt. Schon zu Beginn der Geschichte wird der Leichnam von Blums Ehemann seiner Ehefrau als Bestatterin zur Vorbereitung auf die Beerdigung zugeschickt. Wie bitte?! Und niemand findet das komisch, dass die Ehefrau den Verstorbenen waschen, zunähen, einbalsamieren soll (und damit meine ich im heutigen Österreich, im Mittelalter wäre es ja etwas anderes gewesen…)?! Zudem lässt der Autor die Beerdigung nur drei Tage nach dem Unfall geschehen, mit einer Obduktion und polizeilichen Ermittlungen dazwischen. Wer das für realistisch hält, muss schon sehr optimistisch sein…

Mit dem Schreibstil von Bernhard Aichner kam ich überhaupt nicht zurecht. Der Autor schreibt sehr abgehackt, in kurzen, unfertigen Sätzen, die an ein Telegramm erinnern und teilweise nur aus ein, zwei Worten bestehen. Diese werden dafür immer wieder wiederholt, sodass beispielsweise dutzende Sätze hintereinander mit „wie“ anfangen. „Wie“ scheint allgemein das Lieblingswort des Autors zu sein: „Wie er atmet. Wie er spricht. Wie er Dunja in die Arme nimmt“. Oder es bleibt bei einer simplen Aufzählung von Namen: „Mark. Blum. Mark und Blum. Massimo und Blum. Dunja und Blum.“ Auch die Darstellung der Dialoge konnte mich nicht begeistern, es blieb bei einer reinen Auflistung der Äusserungen, ohne ein gelegentliches „er fragte“, „sie entgegnete“ oder so. Das erinnerte mich mehr an ein Skript oder Drehbuch als an einen Roman. Sehr genervt hat mich nach einiger Zeit auch das ständige Nachfragen von Blum: „Bin ich das? Ist das so?“.

Die Hörbuchversion wird von Christian Berkel gelesen. Dieser gibt sich alle Mühe, das Beste aus dem Text herauszuholen, aber auch er kann das in meinen Augen misslungene Werk nicht retten.

Aufgrund der guten Bewertungen auf verschiedenen Portalen hatte ich grosse Erwartungen an das Hörbuch. Leider wurde ich sehr enttäuscht und musste mich bis zum Schluss durchquälen. Weder Figuren noch Handlung oder Schreibstil konnten mich überzeugen, sondern haben mich je länger je mehr nur geärgert. Ich kann nur davon abraten.

 

Mein Fazit

Unsympathische Figuren, unrealistische Handlung, furchtbarer Schreibstil. Überhaupt nichts für mich.