Rezension

Gefährliche Reise ins Ungewisse

Das Laicos-Project, Taken - Das erfrorene Land - Erin Bowman

Das Laicos-Project, Taken - Das erfrorene Land
von Erin Bowman

Bewertet mit 4 Sternen

Unter der Führung seines Vaters Owen haben sich Gray und andere Rebellen aus dem Crevice Valley auf den Weg gemacht. Sie möchten die Überlebenden der Gruppe 1 des Laicos-Projekts finden. Doch die Reise gestaltet sich als schwierig, denn Frank ist ihnen auf den Fersen und lässt nichts unversucht, um die Pläne der Rebellen und den Standort ihres Hauptquartiers zu enthüllen. Die Reise wird für alle Beteiligten bald zur nervenaufreibenden Herausforderung. Können sie ihre Mission erfüllen?

Dieser zweite Teil der Serie beginnt einige Zeit, nachdem die Rebellengruppe sich auf den Weg zur Gruppe 1 gemacht hat. Noch haben sie eine weite Strecke vor sich, und dennoch zerrt die Reise bereits an ihren Nerven. Die Spannung war daher gleich wieder voll da, und auch wenn das Ziel noch in weiter Ferne lag bangte ich sofort mit, wer wohl bis dorthin durchhält.

Recht bald gibt es zwei überraschende Twists in der Handlung, welche die Reise noch einmal viel interessanter machen. Zum einen hat Frank seine Leute darauf angesetzt, die Rebellen zu verfolgen. Hier kommt es zu einem fatalen Aufeinandertreffen, das mich schockiert hat. Nicht minder bedrückend war das Eintreffen der Rebellen in einem Geisterdorf, in dem nahezu die gesamte Bevölkerung ausgelöscht wurde. Durch beide Ereignisse wächst die Gruppe um zusätzliche Charaktere an, welche die Gruppendynamik stark beeinflussen und durch die neue Freundschaften und Spannungsfelder entstehen.

Auch im weiteren Verlauf der Geschichte war es für mich nicht vorhersehbar, was geschehen wird. Ich habe vorab bewusst nicht Text auf der Innenklappe des Buches gelesen, was sich als gute Entscheidung herausstellte, denn dort wird viel zu viel verraten und der Geschichte werden ihre Überraschungsmomente genommen. Und gerade die waren die große Stärke dieses Buches. Die Autorin schreckt auch nicht davor zurück, liebgewonnene Charaktere sterben zu lassen. Nachdem mir dies in einer Szene besonders klar geworden war, zitterte ich nur umso mehr um das Leben der Reisegefährten und den Erfolg ihrer Mission.

Im Kampf gegen Frank gibt es nur kleine Fortschritte, und dennoch ist das Buch durch die Spannung und die Überraschungen die fesselnde Beschreibung einer Reise, die allmählich die Züge einer Odyssee annimmt. Die Anzahl der Reisegefährten ist überschaubar, und da sie mit nur wenigen Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme mit anderen Rebellen unterwegs sind, lernte man alle noch einmal viel besser kennen.

Der wichtigste Charakter war erneut Gray, der mit den Konsequenzen seiner eigenen Entscheidungen zu hadern hat. Auch in Bezug auf die Liebe, die eine kleine, aber nicht zu vernachlässigende Rolle spielt, ist er unentschlossen, zu wem er sich denn nun mehr hingezogen fühlt – zu Bree oder zu Emma? Auf der Reise macht er jedoch eine Entwicklung durch, wird selbstsicherer und muss lernen, zu seinen Taten zu stehen. So gefiel er mir im Laufe der Zeit immer besser. Aber auch die anderen Charaktere sind mir auf der Reise ans Herz gewachsen, allen voran Clipper und Bree, zwei sehr spezielle und eigenwillige Personen, die sich durch ihr Verhalten meinen Respekt erarbeiten konnten.

Was die Rebellen am Ende ihrer Reise vorfinden, verrate ich im Gegensatz zum Klappentext noch nicht. Aber auch hier stellt die Autorin erneut ihr Geschick für unvorhersehbare Wendungen in allerletzter Sekunde unter Beweis. Zum Ende hin wird auch der unmittelbare Kampf gegen Frank und sein Regime, der die ganze Zeit unterschwellig präsent war, wieder zum Hauptthema. Hier gab es Entwicklungen, die mich absolut neugierig auf den dritten Teil des Buches gemacht haben, denn es ist mal wieder völlig offen, wie es nun weitergehen wird.

In „Taken: Das erfrorene Land“ begeben sich einige Rebellen auf eine wichtige, aber gefährliche Reise zu vermeintlichen Überlebenden des Laicos-Projekts. Die Handlung des Buches spielt sich weit weg von Taem und Frank ab, was letzendlich mein größter Kritikpunkt ist. Dennoch konnte mich die Geschichte dank unerwarteter Twists fesseln. Freude und Leid liegen auf dieser weiten Reise oft nah beieinander, und der Leser sollte sich darauf einstellen, auch den Verlust liebgewonnener Charaktere hinnehmen zu müssen. Mir hat dieser zweite Teil noch ein bisschen besser gefallen als der Auftakt, weshalb ich sehr gute 4 Sterne vergebe