Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Geläuterter Fakir - ein moderner Entwicklungsroman

Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte - Romain Puértolas

Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte
von Romain Puértolas

Bewertet mit 4 Sternen

~~Ein indischer Fakir kommt nach Paris, um das neueste Nagelbett-Modell von IKEA zu kaufen – das Modell mit 15000 Nägeln, in pumarot, aus echt schwedischen Kiefern und mit höhenverstellbaren rostfreien Nägeln. Freilich gibt es da einiges an Komplikationen: zunächst einmal gibt es das Bett nicht mehr zum Sonderpreis von 99,99 Euro. Und mehr als 100 Euro hat der Fakir namens Ayarajmushee Dikku Pradash nicht dabei. Und auch die sind gefälscht. Dass es ihm gelingt, den nur einseitig bedruckten Schein tatsächlich zum Bezahlen zu verwenden, liegt an seiner Fähigkeit, die Menschen abzulenken. Oder anders formuliert: der Fakir ist ein kleiner Hochstapler, ein moderner Felix Krull. Mit kleinen Betrügereien schlägt er sich durchs Leben – bis alles ganz anders kommt.

Unfreiwillig begibt Ayarajmushee sich von seinem IKEA-Besuch in Paris auf Weltreise. Denn weil er kein Geld hat, übernachtet er schlichtweg in der IKEA-Filiale – und ausgerechnet der Schrank, in dem er sich versteckt, wird abtransportiert. Von Paris zunächst nach Großbritannien. Von dort wird er nach Spanien abgeschoben, von wo aus er – diesmal in einem Koffer versteckt – direkt nach Rom weiterreist. Von dort geht es in einem Heißluftballon Richtung Libyen weiter – und dann wieder zurück nach Frankreich.

Romain Puértolas hat einen Abenteuerroman in Form eines modernen Märchens geschrieben. Ayarajmushee hat einiges zu be- und überstehen, bis er seine Angebetete in seine geläuterten Arme schließen kann. Vom Taxifahrer, der ihn verfolgt über einen unberechenbaren Kapitän bis hin zu Rebellen, die den Flughafen besetzt halten. Und wie in jedem guten Abenteuerroman wächst auch Ayarajmushee  an seinen Aufgaben. Geläutert steht er schließlich vor der Frau, an die er in IKEA (wo auch sonst) sein Herz verloren hat. Sympathisch macht das Buch, dass es trotz aller abstruser Erlebnisse des Protagonisten nicht im Klamauk endet. Dafür sorgen auch die ernsthaften Töne, die etwa über Flüchtlinge angeschlagen werden.

“Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA-Schrank feststeckte” ist ein Buch, das leichtfüßig daherkommt – es ist unterhaltend, schnell zu lesen und mit viel Witz und Ironie versehen. Ein kleines Minus ist der Schluss, der mir zu sehr happy end war.