Rezension

gelebte Geschichte

Die Brücke der Ewigkeit -

Die Brücke der Ewigkeit
von Wolf Hector

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem historischen Roman lernen wir den Lebensweg von Jan Ortlin kennen, von seinen erschütternden Erlebnissen als Junge in Prag bis hin zu seiner Lebensaufgabe, die ihn wieder zurück nach Prag führt. Es ist immer wieder spannend in eine andere Epoche einzutauchen. Durch die Erzählung erleben wir hautnah und authentisch diese Zeit mit. Hier treffen wir auf reale historische Begebenheiten, wie auch auf die Ausschmückung durch schriftstellerische Freiheiten bei den einzelnen Lebensgeschichten. Die Protagonisten werden sehr lebendig dargestellt. Man kann sich die Personen gut vorstellen und auch die unterschiedlichen Charaktere kommen gut zum Vorschein. Ich habe meine Sympathien schnell verteilt, denn trotz einer so großen Bandbreite an Persönlichkeiten hatte ich schnell meine Lieblinge herausgefunden. Wir erleben einen guten Querschnitt der damaligen Bevölkerung und ihren unterschiedlichsten Lebensbedingungen. Aber nicht nur die Personen vermitteln ein gutes Bild der damaligen Zeit, auch die detailreichen Beschreibungen von z.B. Kleidung, Wohnverhältnissen, Traditionen oder Landschaftsbeschreibungen und besonders auch die Erklärungen zu Berufen oder der Baukunst, lassen klare Rückschlüsse auf die damaligen Verhältnisse zu. Und das alles lässt diese interessante Zeit lebendig vor den Augen des Lesers auferstehen. Ich fand diese Informationen z. B. über die Reisetätigkeit der Baumeister sehr interessant und man erfährt interessante historische Dinge einfach schön in eine spannende Geschichte verpackt. Lernen einfach so nebenbei. Und dann natürlich die Geschichte von Jan und den anderen Protagonisten. Es war ein sehr spannendes Kennenlernen der Personen. Die Figuren sind fest in ihrer Zeit verankert und der Leser wird sicher manche Entscheidungen als seltsam empfunden haben. Aber so war eben die Denkweise in dieser Zeit. Die Wissenschaft war zwar fortgeschritten, aber der Aberglaube war noch weit verbreitet. Besonders gut hat mir die Sterndeuterei gefallen und wie sehr doch die Entscheidungen von besonderen "Vorkommnissen" abhängig gemacht wurden. Ich habe auch sehr viel über die Stadt Prag gelernt und natürlich den Brückenbau. Aber das ganze ist in eine sehr persönliche Geschichte der einzelnen Personen verpackt. Wir erleben Tragödien, Liebe, Trauer, Wut, Zerstörung und Aufbau... alles was das Leben für die Menschen bereithält. Ich habe mich jedenfalls sehr gut beim Lesen unterhalten gefühlt und es hat Spaß gemacht, die Leute und ihre Geschichte,in dieser mir so fremden Welt, zu erleben.

Wer historische Geschichten liebt und nicht nur Lebensgeschichten erfahren möchte, sondern auch noch Fakten kennenlernen möchte, ist bei diesem sehr unterhaltsamen Buch gut aufgehoben.