Rezension

gelungen verknüpft

Die Unschärfe der Welt - Iris Wolff

Die Unschärfe der Welt
von Iris Wolff

Bewertet mit 4 Sternen

Iris Wolff stand mit ihrem Buch „Die Unschärfe der Welt“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020. Nicht zu Unrecht, wie ich finde.

Mir hat das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut gefallen.

Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist Samuel. Das ungewöhnliche hier ist, dass er nie selbst zu Wort kommt und auch nie die Hauptfigur der Erzählung ist, sondern das Gesamtbild kommt über 7 Kurzgeschichten aus verschiedenen Perspektiven zustande. Dabei erzählen wichtige Personen aus seinem Leben ihre eigene Geschichte und so verknüpft sich zu einem großen Gesamtbild, was anfangs zusammenhanglos erscheint.

Gerade jetzt nach dem Sacken lassen des Gelesenen fand ich das sehr gelungen. Auch hervorheben muß man die wunderbare, poetische Sprache. Iris Wolff erzählt auf sanfte ruhige Art, teilweise sicher auch etwas überzeichnet, aber ich finde, das passt zu diesem Buch. Es lebt von seinen Figuren und Ortsbeschreibungen. Man kann sich alles genau vorstellen und sich in die Personen versetzen, obwohl sie so unterschiedlich sind.

Dieses Buch entfaltet mit jeder Geschichte seine Wirkung und ist trotz der für manche sicherlich kitschig anmutenden Liebesgeschichte und poetischen Sprache ein anpruchsvolles Buch. Anfangs denkt man noch, ja okay, ist ganz nett, aber dann entwickelt es einen Sog, fesselt, läßt Interpretationsspielraum, ist lehrreich. Einzig und allein die Plausibilität in bestimmten Bereichen der Geschichte würde ich als Kritikpunkt anmerken.

Sehr passend für diesen Roman ist ein Zitat von S.195

„Erst das Ende offenbart, ob der Anfang gelungen ist“

Ja das ist er.

Trotz anfänglicher Skepsis vergebe ich hier gern 4 Sterne.