Rezension

Gelungene Anthologie

Rosenliebe und gefährliches Risotto - Gabi Strobel

Rosenliebe und gefährliches Risotto
von Gabi Strobel

Bewertet mit 5 Sternen

„...Das Leben geht manchmal Wege, über die zunächst andere bestimmen...“

 

Die Anthologie besteht aus zwölf Geschichten von unterschiedlichen Autorinnen. Dabei widmen sich neun Erzählungen dem Thema Liebe, drei sind Kurzkrimis. Das ist bei dem Titel nicht unbedingt so zu erwarten.

So verschieden wie die Inhalte der Geschichten sind die Handschriften ihrer Autorinnen. Auf einige Erzählungen möchte ich näher eingehen.

In „Dornröschens kleine Schwester“ begegnen sich zwei Frauen im Schuhgeschäft. Vera, selbstbewusst auftretend, empfiehlt der zurückhaltenden Sabine ein Paar Schuhe. Es soll nicht die letzte Begegnung der Frauen bleiben. Sehr schön wird erzählt, wie sich Sabine langsam verändert und an Selbstbewusstsein gewinnt.

Ganz anders liest sich die Geschichte „Apfelrosen“. Eine Frau ist enttäuscht, weil ihr Mann den 10. Hochzeitstag vergessen hat. Sie zweifelt an seiner Treue. Hier ergibt sich die Spannung daraus, dass ich als Leser nicht weiß, wohin sich die Erzählung entwickelt. Wird die Liebe siegen oder ist es ein bitterschwarzer Krimi?

„Meier, Müller, Schmidt“ zeigt sich im humorvollen Gewand. Klasse finde ich die Vergleiche zwischen dem wirklichen Leben und einem möglichen Ablauf in einem SAT 1 – Filmchen.

Obiges Zitat stammt aus „Rosengartenerde“. Eine Grundschullehrerin hatte beim Abschied den Schülern mit auf den Weg gegeben, sie mögen sich nicht aus den Augen verlieren. Erst zu ihrer Beerdigung ergreift einer der ehemaligen Schüler die Initiative und lädt alle ein. Die Geschichte fand ich berührend.

„Die Titelstory“ ist einer der Kurzkrimis. Ein junger Journalist wünscht sich nichts sehnlicher, als mit seiner Story auf der ersten Seite der Zeitung zu landen. Das schafft er, aber anders als gedacht. Der tiefschwarze Humor der Erzählung gefällt mir. Außerdem werden gesellschaftliche Fehlentwicklungen gekonnt aufs Korn genommen.

„Männermordende Weibchen“ hat eine besondere Ich-Erzählerin. Eine Moskitomücke bestimmt nicht nur das Geschehen, sondern ist zugleich stille Beobachterin.

Mit der letzten Geschichte hat die Herausgeberin einen gelungenen Abschluss gewählt. Das neue Haus birgt eine Reihe von Geheimnissen.

Wie obige Ausführungen zeigen, ist die Anthologie sehr abwechslungsreich. Schwarzer Humor trifft auf zarte Liebesgeschichten. Ungewöhnliche Entscheidungen ändern das Leben von jetzt auf gleich. Es gibt auch Geschichten, die Humor und starke Emotionen verknüpfen. Jede Erzählung hat ihr eigenes Flair und ist etwas Besonderes. Natürlich habe ich meine Lieblingsgeschichten. Gefallen haben mir aber letztendlich alle. Oft wurde ich gerade am Schluss der Handlung gekonnt überrascht.

Allerdings sind die Erzählungen nur eine Seite des Buches. In jeder Geschichte geht es um ein spezielles Gericht oder Getränk, meist verbunden mit Rosen. Die Rezepte stehen sofort nach der Erzählung. Sie klingen interessant, setzen aber zum Teil größere Fähigkeiten beim Backen und Kochen voraus.

Das in Schwarz gehaltene Cover mit Rosenranke und Kochlöffel sieht sehr ansprechend aus.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dabei hat mich auch nicht gestört, dass die Kurzkrimis in der Minderzahl waren.