Rezension

Gelungener Generationenroman

Über Carl reden wir morgen -

Über Carl reden wir morgen
von Judith W. Taschler

Bewertet mit 4 Sternen

„Über Carl reden wir morgen“ ist der neue Roman der Autorin Judith W. Taschler. Gleich zu Beginn möchte ich erwähnen, dass der Klappentext des Romans etwas in die Irre führt. Carl und sein Bruder Eugen kommen zwar wie erwähnt vor, allerdings stehen sie nicht im Mittelpunkt des Romans. Vielmehr handelt es sich um einen Familienroman, der mehrere Generationen umfasst. Carl und Eugen tauchen daher erst im letzten Drittel des Romans auf, weshalb ich mich zunächst oft fragte, wo die beiden bleiben. 

 

Insgesamt bin ich vom Roman aber positiv überrascht worden. Der Schreibstil ist nüchtern, wodurch ich mich zwar mit den einzelnen Figuren nicht so identifizieren oder emotional verknüpfen konnte wie erhofft, hat aber dafür gesorgt, dass ich aufmerksam alles verfolgen konnte. Die Schilderungen der Autorin, um die Familiensage aufzubauen, waren hierdurch sehr gut nachzuvollziehen. Der Aufbau des Romans war sehr spannend und ich konnte den Roman nur schwer weglegen. Dies war auch der elliptischen Erzählweise zu verdanken. Hierdurch ergaben sich immer wieder neue Fragen und Cliffhanger, die nachfolgend aufgeklärt wurden. Besonders gut hat mir auch die immer wieder wechselnde Erzählperspektive gefallen. So hat man aus Sicht anderer, weiterer Personen immer neue Bruchstücke und Eindrücke zum jeweiligen Ereignis erhalten. Eine wirklich interessante und in den Bann ziehende Erzählweise. Die elliptische Erzählweise hat allerdings an manchen Stellen dafür gesorgt, dass ich mich etwas außen vor/verloren hergeführt habe, weil ich zu wenig Informationen hatte. Zuletzt schloss sich aber stets der Kreis und keine Fragen blieben unbeantwortet! 

 

Obwohl ich mich mit den Figuren nicht so intensiv emotional verknüpfen konnte, wuchsen mich doch einige ans Herz. Besonders die junge Generation ist sympathisch und charaktervoll. Inhaltlich kamen mir manchmal zu viele Katastrophen aufeinander, sie wirkten aber stets sehr realitätsnah. Der Roman hat ein offenes Ende und die Autorin kündigte bereits eine Fortsetzung an.

 

Besonders gut gefallen und deshalb unbedingt erwähnen möchte ich die offensichtlich ausführliche Recherche der Autorin. Immer wieder gab es Details zu Gegenständen, Ereignissen oder Informationen zu den jeweiligen Lebenssituationen der Personen, die dafür gesorgt haben, dass ich das Gefühl hatte, hier eine Art „Zeitzeugnis“ zu lesen! Ein insgesamt wirklich gelungener Roman, dessen Fortsetzung ich gerne lesen werde.