Rezension

Fesselnder Familienroman

Über Carl reden wir morgen -

Über Carl reden wir morgen
von Judith W. Taschler

Bewertet mit 5 Sternen

Die Familie Brugger ist fest im österreichischen Mühlviertel verwurzelt. Seit Generationen betreiben sie dort eine Mühle. So steht für Anton Brugger fest, dass auch sein einziger Sohn Albert eines Tages die Mühle weiterführen wird. Doch Albert will zuerst in die Welt hinaus. Einige Jahre später heiratet er Anna, eine aus Wien stammende Bürgerliche, die mit der Heirat ein skandalöses Geheimnis vertuscht. Albert übergibt die Mühle seinem Schwager und baut sich ein Geschäft als Kaufmann auf. Den Bruggers geht es gut, sie gehören zu einer der angesehensten Familien im Mühlviertel, bis Albert einem jungen Knecht, Emil, bei sich aufnimmt, der das Handwerk des Müllers erlernen will. Es kommt zu einer schwerwiegenden Auseinandersetzung mit dem Großbauer, bei dem Emil tätig war. Ein Streit, der die Familien für lange Zeit entzweit. Kurz nach dem Ausbruch des Erste Weltkriegs ziehen zwei Brugger Söhne in den Krieg. Eugen, einer der erstgeborenen Zwillinge, lebt schon seit Jahren in den USA. Nach dem Krieg kommt er zurück, denn sowohl der jüngere Bruder Gustav als auch sein Zwillingsbruder Carl sind gefallen. Als Eugen in der Heimat ankommt, begreift er schnell, dass nichts ist wie es scheint. Um seine Familie zu schützen, trifft Eugen eine Entscheidung, die nicht nur sein Leben grundlegend ändern wird.

Meinung

„Über Carl reden wir morgen“ ist ein faszinierendes Portrait einer alteingesessenen Müllersfamilie im österreichischen Mühlviertel. Über ein Jahrhundert und über Generationen hinweg erzählt Judith W. Taschler von der Familie Brugger, von ihren Hoffnungen, Träumen und von Schicksalsschlägen. Aber sie erzählt auch vom Leben im langen 19. Jahrhundert, vom Unterschied zwischen Stadt und Land und zwischen Adel und Bürger, von der Macht der Bauern und des Patriarchats.

Dies alles verwebt die Autorin geschickt zu einer wirklich großartigen Geschichte. Ruhig und präzise schildert sie Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven, baut Zeitsprünge ein, sodass man immer wieder Neues erfährt. Damit schafft es Judith W. Taschler die Neugier aufrecht zu erhalten. Ich wollte das Buch oftmals gar nicht aus der Hand legen.

In diesem unaufgeregtem Schreibstil schwingt ständig eine leichte Melancholie des Lebens mit, was den Roman für mich besonders macht. Jede der Charaktere nahm vor meinem inneren Auge Gestalt an sowie ich auch das kleine Dorf im Mühlviertel vor mir sah. Der Facettenreichtum der einzelnen Charaktere ist der Autorin bestens gelungen und macht die Erzählung aus meiner Sicht außergewöhnlich, denn jede Figur hat seine helle und seine dunkle Seite.

Ich habe diesen Roman in nur wenigen Tagen gelesen, dennoch habe ich eine Zeit gebraucht, um diese Geschichte wirken zu lassen. Es ist ein besonderer Roman, der mich in das 19. Jahrhundert mitgenommen hat und mich zu einer stillen Beobachterin der Familie Brugger hat werden lassen.

 

Fazit

Die Roman „Über Carl reden wir morgen“ erzählt von der Familie Brugger auf ganz wunderbare und unvorherseh

Kommentare

wbetty77 kommentierte am 23. Mai 2022 um 14:03

Der Roman natürlich.