Rezension

Gelungener LGBTQ Thriller

Radio Silent - Melde dich, wenn du das hörst -

Radio Silent - Melde dich, wenn du das hörst
von Tom Ryan

Bewertet mit 5 Sternen

Das war mal wieder ein richtig gutes Jugendbuch. Eines von der Sorte, die einen mit KRAWUMM aus der wochenlangen Leseflaute reißt. Was bitter nötig war. Ursprünglich hatte sich Autor Tom Ryan im Rahmen eines LGBTQ-Programms für Schriftsteller um Ideenaustausch beworben. Entstanden ist daraus mit „Radio Silent. Melde dich, wenn du das hörst“ ein spannender Thriller mit Einschlägen ins Coming of Age Genre und einer queeren Lovestory. Und es muss niemand befürchten, dieser Mix käme irgendwie aufdringlich oder aufgesetzt politisch korrekt daher. Tom Ryan verwebt seine Themen zu einer überzeugenden Handlung, die man am liebsten in einem Rutsch, ohne Unterbrechung, einsaugen möchte.

Als Dee sieben Jahre alt ist, muss sie miterleben, wie ihre beste Freundin Sibby im Wald entführt wird. Sibby bleibt verschwunden, ihr Fall wird nie gelöst. Zehn Jahre später trägt Dee die Last der Erinnerungen noch immer mit sich herum. Um Gutes zu bewirken, hat sie einen Podcast auf die Beine gestellt – Radio Silent – in dem es darum geht, vermisste Menschen aufzuspüren. Als eines Tages erneut ein Mädchen in Dees Heimatort verschwindet, scheint ein Zusammenhang mit Sibbys Entführung als wahrscheinlich. Dee ist hin- und hergerissen, ob sie in der Angelegenheit mittels ihres Podcasts helfen soll. Denn das würde bedeuten, dass sie sich ihren eigenen schweren Schuldgefühlen stellen muss.

Eine super Geschichte, wirklich. Mit einer sensibel gezeichneten Protagonistin. Clever, aber nicht allwissend. Traumatisiert, aber keine Dramaqueen. Dazu eine lesbische Beziehung, die sich völlig kitschfrei am Rande der eigentlichen Handlung entwickelt.

Tom Ryan nimmt sich für seine Figuren Zeit, sodass sich zunächst alles in einem eher gemächlichen Tempo entfaltet. Wir lernen Dee kennen, ihre Familie, die neu zugezogene Sarah, Dees Freund Burke… und bekommen schnell ein Gefühl für die Charaktere und ihre Beziehung zueinander. Spannungselemente sind durchgehend präsent. Eingestreute Erinnerungen an Sibbys Entführung, Podcastscripte zu Vermisstenfällen und das Rätsel um das zweite verschwundene Mädchen greifen ineinander, halten das Unterhaltungslevel hoch und den Leser bei den Seiten. Spätestens beim actionreichen Finale, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Irgendwelche Kritik? Nö. Denn sogar die Auflösung ist absolut im Rahmen des Vorstellbaren und die Leser haben eine faire Chance mitzuraten, was ich immer einen feinen Zug finde. Gut geschrieben ist das Ganze auch. Was will man mehr?

Von daher: Leseempfehlung ohne Wenn und Aber für „Radio Silent“. Ein stimmiger Jugendthriller, der mit viel Empathie für seine Protagonist*innen entworfen ist und in einem atemberaubenden Finale gipfelt.