Rezension

Grandioser Genremix - Ein Jahreshighlight!

Mama -

Mama
von Jessica Lind

Jessica Lind schafft es meisterhaft eine Beziehungsgeschichte am Wendepunkt zur Elternschaft mit einer surrealen Alptraum-Horror-Atmosphäre im dunklen österreichischen Wald zu verbinden. Das Irren durch den düsteren Wald, in dem die Hütte von Josefs Familie liegt und welche ein noch viel düsteres Geheimnis bereithält, wird dem Irren durch eine moderne Beziehung mit Rollenvorstellungen und Konflikten gegenübergestellt.

Sprachlich auf das Wesentliche reduziert erzeugt Lind die schwankende, zwielichtige, gruselige und mitunter kaum greifbare Atmosphäre dieses Romans. In traumartigen Sequenzen passieren unmögliche und undenkbare Dinge, die weit oder gar nicht so weit außerhalb der Realität angesiedelt sind. Der Sog dieser Geschichte ist so enorm, dass man das 187 Seiten umfassende Buch am liebsten gleich am Stück lesen möchte. Aber Vorsicht: Vielleicht nicht gerade am Abend vor dem Schlafengehen, denn es wartet ein fulminantes Ende auf die Leser*innen.

Das i-Tüpfelchen zu diesem sprachlich wie inhaltlich überzeugenden Werk bietet die Buchgestaltung als Gesamtkunstwerk von Christine Fischer. Wie vom Verlag Kremayr & Scheriau gewohnt, handelt es sich hierbei um ein von vorn bis hinten durchdachtes Design, welches nicht einmal bei der eindeutig-zweideutigen haptischen Erfahrung der Coveroberfläche (samtig und doch irgendwie unangenehm anzufassen) halt macht. Ganz großartig.

Von meiner Seite gibt es somit eine eindeutige Leseempfehlung für diese Neuentdeckung im Literaturbetrieb von der – man merkt es dem Roman an – studierten Drehbuchautorin Jessica Lind. Denn die Bilder zum Text sind sofort da… und verschwinden so schnell auch nicht wieder. Ob man das nun will oder nicht.