Rezension

Gut geschrieben aber Isegrim war besser

Der Kuss des Raben - Antje Babendererde

Der Kuss des Raben
von Antje Babendererde

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach dem ich von ihrem Roman "Isegrim" sehr begeistert war, habe ich mich auf "Der Kuss des Raben" gefreut. . Schon bei Isegrim mochte ich die Handlung auch deshalb, weil Wölfe darin eine wichtige Rolle bekommen haben. Mich hat daher, die Verbindung des Raben mit der Geschichte am meisten interessiert. 
Doch zunächst hatte ich ein paar Anlaufschwierigkeiten. Der Roman beginnt mit einer Art Kurzrevue und spult im Schnelldurchlauf, die Geschichte um Mila und Tristan ab. Das hat mir nicht besonders gefallen, zu Mal ich die Beziehung zu diesem Zeitpunkt, dann auch nicht besonders glaubwürdig fand. Das ist vielleicht auch beabsichtigt, aber an dieser Stelle gefiel es mir jedenfalls nicht. Für mich wäre es stimmiger gewesen, wenn die Beziehung eben schon dagewesen wäre, da die eigentliche Handlung, für mein Empfinden, so oder so später einsetzt. 

Mila wird als etwas naiv, aber mit düsterer Vergangenheit beschrieben. Ich gebe zu, das ich sie nicht immer glaubwürdig fand. Sie war manchmal doch sehr leichtgläubig. Vermutlich soll damit deutlich werden, das sie endlich mal wieder jemandem vertrauen will - mit aller kraft. Ich fand das zum Teil etwas ermüdend. 
Andererseits waren gerade ihre Gefühle gegenüber Tristan durchaus Teenagertypisch. Gerade auch, weil sie ihm alles glaubt, egal was er zu ihr sagt. Tristan bleibt dabei eher blass, obwohl er so wichtig für die Handlung ist. Gerade im Hinblick auf Lucas, von dem ich gerne etwas mehr gelesen hätte. Ich fand es aber gelungen, das man ihn und auch Mila kennenlernt. Aber auf Tristan bezogen fand ich, das genau hier alles dafür gesorgt hat, das mir schnell klar wurde, in welche Richtung es mit ihm weitergehen könnte. Er ist natürlich der geheimnisvolle, düstere Charakter. Auf den ersten Blick auch der interessantere, aber je mehr man über Lucas liest, desto vielschichtiger wird er. Mir gefiel, das die Autorin aus ihm keinen strahlenden Ritter gemacht hat. Er darf ein echter Mensch bleiben. Daher wurde er schnell zu meiner Lieblingsfigur. 
Ich gebe zu, das Milas Geschichte mich eher wenig interessiert hat. Auch wenn ich die Thematik um sie herum an sich wichtig finde. Hier hat mich einfach viel mehr angesprochen, wie Lucas sich mit seinem bisherigen Leben auseinander setzt. 

Hi und da fand ich es auch etwas über-konstruiert. So hat mal wieder jede Figur eine dramatische Vergangenheit. Dafür hat die Stimmung des Romans wirklich wunderbar gepasst. Antje Babendererde kann einfach so schreiben, das man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Vor allem wie Lucas und Tristan mit einander verbunden sind und was die Raben damit zu tun haben, das war für mich richtig gut beschrieben. Immerhin waren ja die Raben der Grund für meine Neugier auf den Roman. Wenn mich das also nicht überzeugt hätte... Das allein, ohne die zusätzliche Geschichte um Mila hätte für mich tatsächlich schon gereicht. Im Vergleich zu Isegrim, dem ich die volle Punktzahl ebe, fällt "Der Kuss des Raben" für mich deutlich ab. Deshalb von mir nur eine eher mittlere Bewertung.