Rezension

Gute alte Zeit?

Experte in Sachen Mord -

Experte in Sachen Mord
von Nicola Upson

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch ist der zweite Band einer Reihe von Nicola Upson, in der die Schriftstellerin Josephine Tey und ihr Freund, der Detective Archie Penrose, als Ermittlerteam auftreten. Den ersten Band hatte ich nicht gelesen, aber man kommt auch so gut klar.

In einem Zugabteil wird die junge Elspeth ermordet, sie hatte kurz zuvor die Josephine Tey kennengelernt, die sie sehr verehrt. Tey hat ein erfolgreiches Theaterstück geschrieben, das nun in London zum letzten Mal aufgeführt werden soll, bevor das Ensemble damit auf Tournee geht. Steht die Tat in Beziehung zu der Theaterwelt, in der sich die junge Frau durch ihren Freund gut auskannte? Oder liegt der Grund für den Mord weit in der Vergangenheit? Elspeth war ein Adoptivkind, ihre leiblichen Eltern kennt sie nicht und es gibt wohl einen Zusammenhang mit dem Leid des 1. Weltkriegs.

Das Buch spielt am Anfang der 1930er Jahre und man taucht tief in die Welt dieser Zeit ein. Viele durch den Weltkrieg traumatisierte Menschen spielen eine Rolle, sie haben die schrecklichen Erlebnisse in den Schützengräben nicht verarbeitet und das wirkt sich noch Jahre später auf die Familien aus. Es wird kaum über die Vergangenheit gesprochen, man vergräbt die Erlebnisse in sich und kann sie so auch nicht verarbeiten. 

Aber auch das Theater als Ablenkung steht im Fokus des Buches. Neid, Intrigen, Abhängigkeiten und das unsichere Leben der Schauspieler machen das Leben des Ensembles nicht einfach. Da kann es auch zu gewalttätigen Erruptionen kommen.

Nicola Upson hat sich sehr gut in diese Zeit hineingefunden. Ihr Schreibstil ist ruhig und manchmal etwas umständlich, wie es in jener Zeit üblich war. Kein Handy weit und breit, wenn man etwas mitteilen will, dann muss man sich erst eine der wenigen Telefonzellen suchen oder einen Boten schicken. Das hat mich beim Lesen sehr entschleunigt und das gefiel mir gut. Im Gegensatz zu heutigen Krimis geht es eher gemächlich zu. 

Die Auflösung des Falles ist etwas umständlich und kompliziert, man muss sehr genau aufpassen, wer mit wem und warum...

Aber insgesamt war das Buch ein ungewöhnliches, aber gutes Leseerlebnis, auf das man sich einlassen muss.