Rezension

Gute Atmosphäre, mäßige Spannung

Schwarzvogel -

Schwarzvogel
von Frida Skybäck

Bewertet mit 3 Sternen

Frida Skybäck beginnt den ersten Band ihrer in der südschwedischen Provinz Skåne län spielenden Krimiserie mit einem spannenden Prolog: Die 84-jährige Gun Storm muss an einen kalten Januarmorgen hilflos mitansehen, wie Nomi Pedersen wie von Sinnen auf das viel zu dünne Eis des Vombsjön rennt, einbricht und ertrinkt. Ein tragisches Unglück? Womöglich Suizid? Oder steckt mehr dahinter? Um die Sachlage zu klären, wird die Mordkommission Lund alarmiert. Mit dem Fall betraut werden die Ermittlerin Fredrika Storm, die gerade aus Stockholm in ihre alte Heimat zurückgekehrt ist und ihr Kollege Henry Calment, ein vermögender, etwas exzentrisch wirkender Mittvierziger, der sich trotz mehrerer Studienabschlüsse entschlossen hat, als einfacher Polizist zu arbeiten.

Die Ermittlungen werden für Fredrika mehr und mehr zu einer persönlichen Odyssee, denn mit jedem neuen Hinweis zum Tod von Nomi wird deutlicher, dass nicht nur ihre Familie in den Fall verstrickt ist, sondern dass auch das spurlose Verschwinden ihrer Mutter vor über zwanzig Jahren mit dem aktuellen Geschehen verwoben zu sein scheint.

Frida Skybäck hat einen angenehm zügig zu lesenden Schreibstil - schnell ist man mittendrin im Geschehen und kann den unterschiedlichen Ereignissen problemlos folgen.

Ganz besonders punkten kann die Autorin mit der Schilderung von Land und Leuten. Das beschauliche Harlösa, idyllisch gelegen zwischen Wald und dem See, in dem Nomi auf so grausame Weise zu Tode kommt, wird sehr anschaulich beschrieben. Auch die dörfliche Atmosphäre ist absolut stimmig: jeder kennt jeden, doch eigentlich weiß niemand so richtig, was seinen Nachbarn bewegt und beschäftigt. Wird ein Schuldiger gesucht, zeigt man gerne auf denjenigen, der als Sonderling gilt. Unzulänglichkeiten werden unter den Teppich gekehrt, damit man nicht zur Zielscheibe von Klatsch und Tratsch wird.

Falsche Fährten, zahlreiche Verdächtige und immer wieder neue Hinweise halten die Handlung lebendig, dennoch wollte bei mir keine wirkliche Spannung aufkommen. Das lag vor allen Dingen daran, dass Fredrikas Familiengeschichte zwar interessant ist, aber dennoch viel zu viel Raum bekommt. Zudem habe ich Fredrikas Verhalten als sehr unglaubwürdig empfunden. Dass eine Polizistin ständig ohne Absprache mit dem Team handelt, dabei immer wieder sich selbst und ihre Mitmenschen in Gefahr bringt, ihre Familie vor den Kopf stößt und sogar eine Einstellung der Ermittlungen riskiert, weil sie laufend wider besseres Wissen ihrem Bauchgefühl folgt, halte ich für wenig realistisch.

Auch das Ende lässt mich ein wenig unzufrieden zurück. Dabei ist die Auflösung des Falls für mich durchaus nachvollziehbar, auch wenn Fredrika den ausschlaggebenden Hinweis eher zufällig entdeckt. Es sind die Ereignisse danach, die mir nicht gefallen haben. Über 20 Jahre Geheimniskrämerei und hartnäckiges Schweigen lösen sich mit einem Ruck in Wohlgefallen auf. Jegliche Missstimmung ist wie weggewischt. Dass überall plötzlich Harmonie und Eintracht herrscht, war mir zuviel des Guten.

„Schwarzvogel“ hat mir über weite Strecken gut gefallen - ein etwas holperiger Auftakt einer neuen Krimireihe.