Rezension

Gute Grundidee, schlechte Umsetzung

From Lukov with Love - Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt -

From Lukov with Love - Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt
von Mariana Zapata

Ich hätte mir mehr Romantik gewünscht.

In der Sportkarriere der 26jährigen Jasmine Santos aus Houston läuft es nicht gut: Da ihr Partner ihr den Laufpass gab, musste die Eiskunstläuferin vom Paarlauf zum Soloauftritt wechseln. Sie arbeitet und trainiert hart, es reicht dennoch nie für das Siegertreppchen. Man legt ihr bereits nahe, die Schlittschuhe an den Nagel zu hängen, um Trainerin zu werden, als sie ein unglaubliches Angebot bekommt – sie soll für ein Jahr die Partnerin des Goldmedaillengewinners Ivan Lukov werden. Dumm nur, dass die beiden sich nicht ausstehen können…

Ich habe mich sehr auf die Lektüre von „From Lukov with Love. Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt“ gefreut, da ich zuvor auch „Icebreaker“ von Hannah Grace gelesen hatte.

Die Autorin des Romans wird als Meisterin des „Slow Burn“ bezeichnet, und Enemies – to – Lovers – Geschichten mit witzigen Wortgefechten liebe ich seit der Lektüre von „Much Ado about Nothing/Viel Lärm um Nichts.“ Mir ist klar, dass es sich bei Mariana Zapatas Geschichte um einen 544 Seiten starken New-Adult-Roman handelt, insofern habe ich meine Erwartungen an den Stil im Vorfeld etwas heruntergeschraubt.  Als Leser verfolgen wir die lineare Handlung aus Jasmines Perspektive, was mir gut gefiel, da ich das Stilmittel der alternierenden Perspektiven in dem Genre ausgelutscht finde. Anders als in „Icebreaker“ spielt der Eiskunstlauf wirklich eine Rolle, die Beschreibungen rund um den Sport fand ich spannend. Mariana Zapata beschreibt die Protagonistin Jasmine „Jas“ Santos als ehrgeizigen, toughen Dickschädel, der trotz Rückschlägen (und Nebenjob) an seinem Traum festhält. Auch Jasmins Familie (und ihr zunächst abwesender Vater) spielt eine große Rolle. Der Adonis Ivan Lukov wird als arroganter Überflieger vorgestellt. Obwohl seine Schwester Karina Jasmines beste Freundin ist, spielt sie nur eine Nebenrolle, und auch Familie Lukov nimmt weniger Raum im Roman ein als etwa die Trainerinnen Nancy & Galina. Jasmine und Ivan sind wie Feuer und Wasser, sie diskutieren und debattieren permanent. Ivan nennt Jasmine „Fleischklops“, Jasmine macht sich über seine Outfits lustig. Ich muss aber sagen, dass ich mir von den Wortgefechten mehr erhofft habe. Beleidigungen sind für mich kein banter. Da sich Jasmine auch mit ihren Brüdern und Schwestern streitet, sind die Wortgefechte mit Ivan nichts Außergewöhnliches, und es knistert auch nicht zwischen den beiden, da frage ich mich, wo der Unterschied zur Geschwisterrivalität ist? Überhaupt Jasmine: Die Figur soll als eine toughe Sympathieträgerin fungieren. Dazu passt aber nicht, dass sie sehr oft mit ihrem Schicksal hadert & sich beklagt. Nach dem ersten Drittel hat mich Jasmines Gemecker genervt, ihr Gedankenkarussell fand ich nicht so prickelnd. Auch das Drama rund um Jasmine fand ich ermüdend (Grippe, Autounfall, Verletzungspech, Vaterkomplex, Geschwisterrivalität). Die Autorin verzichtet aber zum Glück auf Dreiecksbeziehungen und Eifersuchtsanfälle. Der loyale Ivan war mir sympathischer, auch wenn ich seine Zuneigung zu Jasmine (deren Aussagen manchmal regelrecht doof klingen) konstruiert fand. Die Figurenzeichnung der Nebencharaktere war mir zu klischeehaft, und eigentlich verhielten sich die Protagonisten (beide sind fast dreißig Jahre alt) wie Teenager. Jasmines Probleme assoziiert man eher mit dem Erwachsenwerden einer Jugendlichen, ich fand es aber stark, dass sie Schwächere beschützte und sich klar gegen Mobbing aussprach.  Mariana Zapata hätte die Story auch straffen können, teils zieht sich die Geschichte leider wie Kaugummi, von Stil und Sprache war ich sehr enttäuscht, dies liegt aber keinesfalls an der sehr guten deutschen Übersetzung. Ich erwarte von einem New-Adult-Roman weder eine Figurenzeichnung à la Tolstoi noch stilistische Finessen nach Art eines Thomas Mann. Auch wenn man ein Auge zudrückt, ist das, was Zapata abliefert, schwach.   Für mich bedeutet banter nicht, dass sich die Protagonistin mit allen kabbelt. Sorry, dass ich es so sagen muss, aber das Etikett "Slow Burn" ist hier eine Ausrede dafür, dass die Autorin nicht weiß, wie man einen Roman richtig gliedert oder strukturiert. Noch am Schluss bringt sie neue Infos, anstatt sich zu fokussieren. Die Liebesgeschichte wird regelrecht in den Finalteil „gequetscht“. Der erste Kuss findet erst kurz gegen Ende statt, und Jasmine gibt selbst angesichts einer Liebeserklärung Widerworte, was albern ist. Obwohl ich es gut fand, dass „From Lukov with Love“ nicht nur aus einer Ansammlung von Liebesszenen besteht (und dass auch Freundschaft eine Rolle spielt) war ich von der Ausarbeitung enttäuscht. Wenn der Untertitel eines Buches „Wenn Liebe das Eis zum Schmelzen bringt“ lautet, erwarte ich mehr Romantik im Roman.