Rezension

Guter Krimi

Tod im Tower - Emma Goodwyn

Tod im Tower
von Emma Goodwyn

Bewertet mit 4 Sternen

"Tod im Tower" hat mir ganz gut gefallen. Es ist ein eher ruhiger Krimi, bei dem die Ermittlungen teilweise hinter das Alltags- und Familienleben zurücktreten, aber das hat mich nicht gestört, da es im Großen und Ganzen eine gute Balance zwischen beiden Aspekten gab.
Besonders interessant fand ich das Setting; der Mord geschieht während der bekannten Schlüsselzeremonie, sodass nur ein kleiner Personenkreis als Täter in Betracht kommt. Außerdem ist der Protagonist selbst Teil der "Beefeater" (die Charaktere werden im Buch so bezeichnet und nennen sich selbst so, auch wenn ich im Internet gefunden habe, dass der Begriff wohl normalerweise abwertend gemeint ist), sodass der Leser einiges über die Abläufe, die Lebensumstände (ich hatte keine Ahnung, dass die Yeoman Warders im Tower wohnen müssen!) und auch die historischen Hintergründe erfahren hat. Das alles war wirklich interessant und ich hoffe, dass die Autorin in den Folgebänden ähnliche Informationen hat einließen lassen.

Der Fall selbst war weniger interessant, aber mir haben die Ermittlungsarbeiten gefallen. Die Art, wie John Mackenzie involviert wurde, war glaubwürdig und die Autorin hat gut dargestellt, dass seine Möglichkeiten begrenzt sind und welche Risiken es gibt, wenn eine 'Privatperson' sich an Polizeiarbeit versucht. Dadurch kam gerade gegen Ende noch einmal Spannung auf, obwohl die Auflösung zu diesem Zeitpunkt schon feststand. Ich muss sagen, dass diese Szenen nicht hundertprozentig zu der sonst eher ruhigen Stimmung gepasst haben, allerdings hatte sich die Situation hier auch zugespitzt, sodass diese kurze 'Eskalation' innerhalb der Handlung stimmig war.
Die Charaktere selbst sind gut ausgearbeitet und mehr oder weniger sympathisch, wobei John ein guter Protagonist ist, über den ich gerne noch mehr erfahren hätte. Seinen Cousin dagegen konnte ich, wie es wohl auch von der Autorin beabsichtigt war, nicht leiden, obwohl es Momente gab, in denen er eine andere Seite zeigen konnte. Insgesamt waren fast alle Figuren mehrdimensional, was der Geschichte mehr Tiefe verliehen hat.

Zusammenfassend kann man sagen, dass "Tod im Tower" ein solider Krimi mit einem tollen, ungewöhnlichen Schauplatz und gut charakterisierten Figuren ist. Band 2 der Reihe werde ich bei Gelegenheit bestimmt lesen und ich bin schon gespannt, wie sich das Mitwirken von John Mackenzie dann erklären lassen wird.