Rezension

Hält sich leider nicht an seine eigene Regeln...

Das grüne nicht nur vegetarische Kochbuch - Dagmar von Cramm

Das grüne nicht nur vegetarische Kochbuch
von Dagmar von Cramm

Bewertet mit 2 Sternen

Ich hatte das Glück bei Lovelybooks das Buch mit anderen netten und sehr engagierten Lesern zu testen.
Beim Vorwort von Dagmar von Cramm erklärt die Autorin, dass sich "grünes" Kochen vor allen an den Jahreszeiten orientiert und zieht dazu eine parallele zu unserer Kleidung. Im Sommer starten wir mit Tomaten, genauso wie wir uns luftig anziehen, wenn es heiß ist.
Sie sagt ebenso, dass streng genommen das Kochbuch vegetarisch sein sollte, findet aber, dass die Küchentradition undenkbar wäre ohne Schwein, Geflügel und Fisch.
"Deshalb liegt ein Schwerpunkt in diesem "Großen Grünen" auf regionalen, saisonalen Produkten - mit Seitenblick auf die Energiebillanz."
Nach diesem Prinzip gliedert sich das Kochbuch in Jahreszeiten und deren saisonellen Vorräten.

Dass das Buch auch Rezepte mit Fleisch beinhaltet gefällt mir. Ich selbst bin Vegetarierin (aber keine die jeden bekehren will, jeder muss seine Entscheidungen im Leben treffen) und denke, wenn sich jemand dieses Kochbuch aussucht, setzt er/sie sich bereits bewußter mit dem Thema "Nahrung" auseinander. Eine Freundin von mir, will auch gar nicht aufhören, Fleisch zu essen. Dafür gibt es bei ihr allerdings auch nicht jeden Tag Fleisch. Und das ist meiner Meinung nach auch gut.

Mit logischen Tipps (Kurze Wege,Schnellkochtopf benutzen, keine Alufolie verwenden, Reste weitersgehend verwerten, am besten vom Wochenmarkt einkaufen und nicht im Supermarkt - bezieht sich auf die unnötige Verpackung, usw.) wird zum Nachhaltigen Kochen angeregt.

Allerdings finde ich es schade, dass wenn schon mit "grün" geworben wird, nicht alles ebenso umgesetzt wird.
So gibt es zum Beispiel im Kochbuch ein Rezept für eine Rote Bete Lasagne. Hier hätte es mir sehr gut gefallen, wenn es ein Rezept für die Lasagneplatten gegeben hätte.
Ebenso bei den Kürbisgerichten. Es wird zwar erwähnt, dass man die Kürbisschale ebenso verspeisen kann (Rezepte: Kürbissuppe; Kürbis im Backofen). Doch auch für die Kerne gibt es bestimmt eine Verwendungsmöglichkeit.

Beim Blättern bin ich auf ein paar Zutaten gestoßen, die nicht in dieser Jahreszeit vorkommen. Wäre auch kein Problem, da man sehr viele Zutaten (Bohnen, Tomaten, Pilze, Paprika, etc.) auch konservieren und somit das ganze Jahr über verwenden kann. Gerade konservieren, einfrieren oder sogar pökeln hätten meiner Meinung nach in ein "grünes" Kochbuch gehört.

Allerdings findet man im Kochbuch nur ein einziges Rezept (Suppenwürze) zu dieser Umsetzung.

Und dieses Rezept hat mich zum Verzweifeln gebracht. Hier steht drin, man solle 200 g Salz verwenden. Was für Salz? Feines oder grobes? Kann ich es mischen? Und wie lang hält sich das Ganze? Zum Schluss soll eine 5 mm dicke Salzschicht gesetzt werden. Wenn ich das Suppengewürz verwenden will, muss ich es ganz aufbrauchen oder auch nur die Hälfte und kipp zum Schluss einfach wieder eine 5 mm dicke Salzschicht drauf?
Als ich das Suppengewürz probiert habe, war es total versalzen.

Ich bin keine Kochanfängerin, aber gerade in diesem Gebiet noch unerfahren. Deswegen fühle ich mich mit diesen Fragen allein gelassen.

Dies wurde auch von anderen "Mitkochern" festgestellt. Bei manchen Rezepten sind leider falsche Zeitangaben oder Mengen angegeben. Oft ist das Essen zu fade, da auf Gewürze nahezu verzichtet wird. Manchmal wird in der Zutatenliste ein LM angegeben, welches im Rezept nicht mehr erwähnt wird oder umgekehrt.

Deswegen finde ich, dass sich das Kochbuch nicht für Anfänger eignet, da aus der Kochlust schnell mal eine Kochfrust entwickeln kann.

Ein weiterer Punkt den ich ansprechen möchte ist die Rezeptauswahl. Hier fehlt es mir deutlich an Ideenreichtum. So einfach und schnell die Rezepte auch zu machen sind - etwas Einzigartiges, was ich so noch nicht gekannt habe (bin sehr viel bei Chefkoch, und inspirierenden Kochblogs unterwegs), finde ich in diesem Buch leider nicht.

Viele der Gerichte sind wirklich für Kochanfänger geeignet (wie z.B. die verschiedene Zubereitung der Kartoffel, Kürbissuppe, Pilzragout, usw.), die dazu ein Buch benötigen. Dieser Punkt beisst sich aber massiv mit den Schwächen (falsche Mengenangaben, falsche Zeitangaben, fehlende Beschreibung bei der Zubereitung).

Auch ist es mir aufgefallen, dass die Frühlings und Sommermonate überwiegend Gemüse verwendet wird und im Herbst sowie Winter dann eher die Fleischgerichtet aufgetischt werden.
Mir fällt es gerade im Herbst und Winter schwer, mit dem spärlichen Gemüse zu kochen. Gerade deswegen hätte ich mir mehr Rezeptideen für Pastinaken und Co. gewünscht!

Ich hol mir mindestens 2 Kochbücher im Jahr. Im Schnitt zahle ich 10-30 EUR.
Und die 30 EUR-Bücher sind wirlich deluxe!
Das trifft bei dem Buch wirklich nicht zu! Deswegen auch der Kritikpunkt: Preis.
Ich hätte mich echt geärgert, für das Buch mit dem Nachgekochten so viel gezahlt zu haben, da sich mir der Gedanke aufdrängt, dass dieses Buch noch gar nicht druckreif ist.
Auch das Prinzip "Grün" ist meiner Meinung nach nicht ausgereift. Man hätte wirklich darauf achten sollen, wie oben schon erwähnt, alles an LM entweder selbst zu machen, Anreize zum Konservieren zu schaffen oder eine Verwertung dafür zu haben.

Geärgert habe ich mich stellenweise über das eBook. Seiten sind verschoben (Rezepte abgehackt, Bild zum Rezept auf einer Seite, dann fängt dort schon die Rezeptliste an) und das trotz Orginalschrift und Größe. Lesezeichen konnten manchmal nicht gesetzt werden, die Suchfunktion hat manche Lebensmittel nicht angezeigt, gesetzte Lesezeichen wurden anders betitelt, Blättern gestaltet sich sehr aufwendig, da immer einzel getippt - manchmal sogar Doppeltipp- fürs umblättern gefordert war). Dafür kann man sich seine eigenen Notizen reinschreiben und es gab eine Suchfunktion die aufs Internet verwies.

Leider wird dies definitiv mein erstes und letztes Koch-eBook sein.

Zur Aufmachung kann ich daher recht wenig sagen, allerdings finde ich die Essensfotografieren sehr anschaulich.

Ausprobiert habe ich 7 Rezepte aus dem Kochbuch. Allerdings gab es bis auf ein Rezept immer von meiner Seite Ergänzungen oder es hat nicht so recht hingehauen (z.B. waren die Kürbisgnocchi viel zu klebrig). Deswegen habe ich lange überlegt und neige zu 2,5 Sternen.

Kommentare

nachtOvOeule kommentierte am 24. Januar 2014 um 20:15

Danke für deine Rezi. Habe dieses Kochbuch schon länger auf meiner Wunschliste ... gehabt. Nach deiner Rezension werde ich es mir wohl nicht mehr zulegen. Schade denn ich hatte gerade auf das Saisontypische verbunden mit "ökotipps" gehofft.